31Die WeltreisendenIda Pfeiffer(14. 10. 1797 bis 27. 10. 1858)Die mutige Reiseschriftstellerin des BiedermeiersReiselust trieb Ida Pfeiffer in die Welt hinaus, jedoch für die damalige Zeiterst im gesetzten Alter von 44 Jahren. Argwöhnisch beäugt, diente ihr dieReise zum eigenen Amüsement, ganz einfach, um die Welt kennenzulernen.Welche Sensation: eine allein reisende Frau! Bildungs- oder gar Forschungsreisen waren in der Mitte des 19. Jahrhunderts in der Regel wohlhabendenMännern vorbehalten. Am ehesten toleriert wurden sogenannte„Pilgerreisen“: Eine solche führte Ida Pfeiffer 1842 mit dem Dampfer nach Jerusalem.Neun Monate dauerte ihre erste Reise, die sie auch nach Konstantinopel,Palästina, in den Libanon, nach Damaskus und nach Ägypten führte. Siestartete auf einem Donaudampfer am 2. März 1842„um ein Uhr mittags zuden Kaiser-Mühlen, dem Platze von welchem die Dampfschiffe nach Pestusw. abgehen.“1Die zähe und mutige Frau nahm rastlos und neugierig jedeerdenkliche Strapaze auf sich, teilte in Ermangelung an Geld das Leben derEinheimischen und nützte auch deren Fortbewegungsmittel.Als Tochter einer wohlhabenden Fabrikantenfamilie 1797 in Wien geboren,wuchs sie mit fünf Brüdern auf. Sich mit ihnen zu messen, mit Säbeln undTrommeln zu spielen, kam ihrem Charakter am nächsten – gerne gesehenvom Vater und durch ihn auch gefördert. Doch ihre adelige Mutter versuchte nach dessen Tod die Tochter dem Bild einer biedermeierlichen Dameentsprechend zu formen. Im Bürgerlichen Gesetzbuch von 1811 wurdendie Pflichten einer Frau genau festgelegt: So unterlag die Erziehung undAusbildung der Kinder der väterlichen Gewalt. Frauen konnten nicht Vormund werden, sie hatten die Haushaltsführungspflicht, seitens des Mannesbestand Unterhaltspflicht. Somit war die Rolle der Frau auf das häuslicheUmfeld beschränkt, der öffentliche Bereich war dem Mann vorbehalten. ImAlter von 23 Jahren schloss Ida Pfeiffer eine Vernunftehe mit einem Advokaten, lebte in Lemberg und gebar zwei Söhne. Da ihr Mann in seinem Beruferfolgslos blieb, lag es an ihr, die Familie zu erhalten. 1833 trennte sie sichvon ihrem Mann und lebte mit ihren Kindern unter ärmlichen VerhältnissenIda Pfeiffer(Künstler: Franz Hanfstaengl, 1856)