92beauftragte er die beiden Architekten mit der Planung von Schulen. ImExil traf die Architektin ebenfalls nach Istanbul emigrierte Widerstandskämpfer, wie den Architekten Herbert Eichholzer, der die Auslandsgruppeder KPÖ in der Türkei aufbaute. 1939 wurde sie Mitglied der illegalenKommunistischen Partei und reiste nach Österreich, um geheime Unterlagen in den inneren Widerstand zu schleusen.Am 22. Jänner 1940 wurden sie und„Gerber“, eigentlich Erwin Puschmann, der Kopf der kommunistischen Widerstandsbewegung, im WienerCafé Viktoria von der Gestapo festgenommen. Das erste Urteil„Todesstrafe“ wurde in 15 Jahre Zuchthaus umgewandelt. Kommunisten erhieltenaufgrund ihrer politischen Gesinnung ausschließlich Zuchthausstrafen oderTodesurteile.8Die Haftzeit verbrachte sie im Frauengefängnis Aichach in Bayern, bis sie1945 durch US-Truppen befreit wurde. Um zu überleben, entwickelten dieinternierten Frauen unterschiedliche Kommunikationsstrategien, wie das„Bauchreden“ im Gefängnishof, wo sprechen verboten war. Viele ihrer ParteifreundInnen allerdings wurden nicht begnadigt, sondern hingerichtet.Nach der Befreiung arbeitete Margarete Schütte-Lihotzky von 1945 bis1947 als leitende Architektin in Sofia und kehrte 1947 mit ihrem Mann nachWien zurück. Dort legte sie die Ziviltechnikerprüfung ab und arbeitetefortan in ihrem eigenen Architekturbüro. Studien- und Arbeitsaufenthaltein Kuba, China und in der DDR, wo sie Kindereinrichtungen plante, warendie Schwerpunkte in ihrem weiteren Schaffen. Österreich hatte nur wenigeAufträge an sie zu vergeben, zu sehr stand ihr die Zugehörigkeit zurKommunistischen Partei im Weg. Ab 1948 war sie Präsidentin des BundesDemokratischer Frauen und engagierte sich in der Friedensbewegung.1950 war sie Mitorganisatorin bei der großen Abschlusskundgebung desösterreichischen Friedenskongresses. Bis ins hohe Alter blieb sie politischaktiv, hielt Vorträge und schrieb über Architektur in Theorie und Praxis mitFokus auf die Lebensbedingungen der Frauen.