117geworden, oder ich kann heute darüber lachen. Auf alle Fälle ist Scheiternheilsam und bewahrt vor dem Abheben.Haben Sie Veränderungen in Ihrer Ausbildung bzw. Tätigkeit bezüglichGeschlechtergerechtigkeit beobachtet?Während meines Studiums habe ich mich nicht benachteiligt gefühlt. ImArbeitsbereich der Technik, die früher immer männlich war bzw. wahrgenommen wurde, gab es gravierende Veränderungen: Es hat sich einepositive Haltung gegenüber„Frauen in die Technik“ entwickelt. Dies liegtu. a. auch an den vielen Programmen wie z. B. dem„Girls‘ Day“, die dasZiel haben, Mädchen für die Technik zu begeistern.Gibt es Geschichten, Vorkommnisse dazu?Als ich im Jahr 2000 meine Position im Technischen Museum Wien als ersteDirektorin antrat, gab es schon einige negative Stimmen, die mir diesenJob als Nicht-Technikerin, und noch dazu Frau, nicht zutrauten. Nach einigen Monaten meinte dann ein freundlicher Herr bei einer Veranstaltung zumir:„Gnädige Frau, Sie sind der richtige Mann für diesen Job!“Ich habe dies als Kompliment gewertet.Gibt es(Geschlechter-)Theorien, die Sie geprägt haben?Unsere Generation startete frauenbewegt durch und natürlich prägtenuns die Aktionen und Ideen von Alice Schwarzer, Anja Meulenbelt oderJohanna Dohnal. Die Gründung von„Amnesty for Women“ im Jahr 1981durch Cheryl Benard und Edit Schlaffer begeisterte mich ebenso wie ihreBücher. Die Hoffnung auf völlige Gleichstellung der Geschlechter war zudieser Zeit groß. Dass der Umdenkprozess doch so lange dauern könnte,hätten wir nicht gedacht.Wie beurteilen Sie den aktuellen Stand in der Genderfrage in IhremBereich?Durchaus positiv – in Österreich hat sich in den letzten Jahren die Gleichstellung etabliert. Allerdings gibt es bezüglich des Themas„Frauen an derSpitze“ von Unternehmen doch noch Aufholbedarf: Egal ob im wissenschaftlichen oder wirtschaftlichen Sektor, es sollte zukünftig noch mehrFrauen in der Führungsebene geben.