37Auch sind nicht mehr nur die Kinder und Jugendlichen Besitzer der Quartettspiele. Recht zahlreich haben sich Erwachsene dazu gesellt – vor allemdie heute Vierzig- bis Sechzigjährigen, jene Gruppe nämlich, die seinerzeit das Spiel betrieben hat und heute in leicht verklärter Erinnerung aufdie eigene Kindheit zurückschaut. Die Adressaten sind also graduell ältergeworden oder, keck gesagt, dieselben geblieben.Auch die Werbeinserate, die von Spieleverlagen ab etwa 1972(VereinigteAltenburger und Stralsunder Spielkartenfabriken) beziehungsweise 1976(F. X. Schmid, München) einige Jahre lang in den damals verbreitetenComiczeitschriften geschaltet wurden, sind ein Indikator dafür, dass derHöhepunkt des Quartettspiels ungefähr in diese Zeit fällt.2Bemerkenswert an dieser Entwicklung ist der Umstand, dass die früheGeschichte des Quartettspiels eine demographisch entgegen gerichteteEntwicklung genommen hat: Aus einem Spiel der Erwachsenen ist ganzallmählich eines der Kinder geworden(über die Vorgeschichte des Quartettspiels vgl. den Beitrag von Franz Rendl).Im DamensalonGegen Ende des 19. Jahrhunderts, als sich das Quartettspiel im deutschsprachigen Raum etablierte, gab es noch längst keine Auto-, Lok- undSchiffquartette, und es war noch keine Rede von„größer, schneller, stärker“. In Österreich wissen wir überhaupt nichts von einer spezifischen Aus prägung des Quartettspiels, während die Karten in Deutschland sehr deutlich im Zeichen der Nationsfindung standen. Man widmete sie nicht denRekordfahrzeugen, sondern den„Helden“ der deutschen Geschichte, vonKarl bis Friedrich, den beiden Großen. Vorgestellt wurden diese Heldenanhand ihrer Geburts- und Sterbedaten sowie der Auflistung ihrer Tatenund Werke. Die deutlich deutschnational konnotierten Persönlichkeitendes 19. Jahrhunderts wurden besonders häufig vorgestellt: die GeneräleGebhard Blücher(1742–1819) und Helmuth Moltke(1800–1891) und vorallem Otto Bismarck(1815–1898) und Kaiser Wilhelm I.(1797–1888), denenzu dieser Zeit rezentes politisches Interesse entgegengebracht wurde. DieBedeutung eines scheinbar ephemeren Zeitvertreibs – des Kartenspielseben – sollte dabei nicht unterschätzt werden. Auf spielerische Weisekonnten dieserart Personen mit Eckdaten einer verbindlichen deutschenGeschichte vertraut gemacht werden, was der Schaffung eines nationalenIdentitätsbewusstseins dienlich war. Als einzige Person, die nicht a priori