24 durch atmosphärische Störungen immer wieder auftreten, zu begegnen. Dann kommen die Chiffren der eigentlichen Nachricht. Der Empfänger hört den Funk ab und notiert die im Kopfhörer piepsen­den Morsezeichen. Entschlüsselt wird auf einer Enigma, die auf denselben Tagesschlüssel eingestellt ist wie die des Absenders. Darauf tippt der zuständige Schlüssler zunächst die sechs Chiffren, von denen er weiß, dass sie den Spruchschlüssel bilden. Er erhält so kein Übermittlungsfehler vorliegt zwei Mal dieselbe Buchstabengruppe AFEAFE. Dann stellt er den Spruchschlüssel A-F-E auf seiner Maschine ein, indem er die Walzen dreht, bis die entsprechenden Ziffern 01-06-05 in den Sichtfenstern im Maschinendeckel erscheinen. Mit dieser Einstellung kann er die Nachricht entschlüsseln, indem er sie Chiffre für Chiffre eintippt. Am Anzeigefeld erscheint dann Buchstabe für Buchstabe der Klartext. Aus Sicherheitsgründen erhalten die Schlüssler von ihren Vorgesetzten immer nur die Schlüsselunterlagen für die nächsten beiden Tage ausge­händigt. Dem Gegner soll selbst im schlimmsten Fall einer Erbeutung möglichst wenig Geheimmaterial in die Hände fallen. Dies gilt auch für ab­gelaufene Unterlagen, die nach zwei Tagen zu verbrennen sind, denn auch daraus könnte man Rückschlüsse auf Schlüsselverfahren und sogar auf die Verdrahtung der Enigma ziehen. Selbstverständlich ist auch dafür Sorge zu tragen, dass das Geheimnis um die Enigma selbst gewahrt bleibt. Sie gilt als geheimer Gegenstand im Sinne derVerschlußsachen-Vorschrift und ist entsprechend zu behandeln. Fehlverhalten in Bezug auf Schlüsselun­terlagen und –maschinen gilt als militärischer Ungehorsam und unterliegt erheblicher Strafandrohung. Bei einem Einsatz im Kriegsgebiet sind überdies sämtliche Unterlagen und Maschinen jederzeit zur Vernichtung bereitzuhalten. Es wird angeordnet, lieber zu früh und unnötig zu vernichten, als zu lange zuzuwarten und damit zu riskieren, dass ein rechtzeitiges Vernichten unmöglich werden könnte. Fallen dem Gegner dennoch Unterlagen und Maschinen in die Hände, sind so schnell wie möglich die vorgesetzten Dienststellen davon in Kenntnis zu setzen, die rasch reagieren müssen, um größeren Schaden abzuwenden. Grundsätzlich scheinen die Verantwortlichen bezüglich der Sicherheit der Enigma aber recht zuversichtlich zu sein. Das komplexe Schlüsselverfah­ren würde verhindern, dass die Gegenseite den geheimen Funkverkehr mitlesen könne, selbst wenn ihr eine Enigma oder Schlüsselunterlagen in die Hände fielen. Ohne Unterlagen sei die Maschine weitgehend wert ­los, wie andererseits auch keine erbeuteten Unterlagen helfen würden, solange die Verdrahtungsmuster der Walzen unbekannt seien. Und sogar