26 Dabei fällt ihm auf, dass bei sehr kurzen Texten zumeist nur die rechte Walze rotiert, während die beiden anderen stillstehen. Erkenntnisse wie diese finden Eingang in seine Überlegungen. Darüber hinaus beschäftigt sich Rejewski mit chiffrierten deutschen Funksprüchen, die von polnischen Horchstationen aufgefangen werden. Dabei erkennt er bei einer am Beginn der Sprüche stehenden Gruppe aus sechs Chiffren bemerkenswerte Gesetzmäßigkeiten. Sind die jeweils ersten gleich, so auch die vierten, wie bei folgenden Beispielen: FCLWND, FRTWTO, FGIWSA. Dieselbe Gesetzmäßigkeit findet er in anderen Sprü ­chen bei Chiffren an den zweiten und fünften sowie den dritten und sechs­ten Stellen. Rejewski schließt daraus korrekterweise, dass er es mit zwei Dreiergruppen zu tun hat, von denen die zweite eine Wiederholung der ersten darstellt. Im Kern handelt es sich also um eine dreistellige Buchsta­benkombination, was angesichts dreier einstellbarer Walzen den Schluss nahelegt, dass es sich um einen dreistelligen Schlüssel handelt, der die für die Chiffrierung benutzte Ausgangsstellung der Walzen bezeichnet und in chiffrierter Form mitgesendet wird. Damit ist der Modus des Spruchschlüs­sels durchschaut. Eine weitere Entdeckung ist die, dass besagte sechs Chiffren bei manchen Funksprüchen identisch sind und offensichtlich auf identisch eingestellte Enigmas, also auch auf dieselben Spruchschlüssel, zurückgehen. Von der Wahrscheinlichkeit her gesehen, sollte es nur sehr selten vorkommen, dass mehrere Funker denselben Spruchschlüssel frei wählen. Tatsächlich aber zeigen sich im aufgefangenen Material markante Häufungen. Es ist nahe­liegend, dass sich dahinter triviale Schlüssel wie A-A-A oder A-B-C ver­bergen, die ihrer leichten Merkbarkeit wegen häufiger verwendet werden als andere. Und tatsächlich erweist sich die am häufigsten vorkommende Variante zumeist als diejenige, der die trivialste Buchstabenkombination zugrunde liegt, nämlich A-A-A. Spruchschlüssel wie diesen kann Rejewski also einfach erraten. Er hat damit eine Schwachstelle gefunden, die ihn in die Lage versetzt, ein Stück weit in die Enigma einzubrechen. Den Ausgangspunkt bildet seine Vermutung, dass die markanten sechs Chiffren einen dreistelligen, zweifach gesendeten Spruchschlüssel bilden. Das Besondere daran ist die Wiederholung. Sie lässt Beziehungen ent­stehen, die der Mechanik der Maschine entspringen und deshalb auch umgekehrt Anhaltspunkte für die Rekonstruktion dieser Mechanik liefern müssen. Es ist ein und derselbe wenn auch zunächst unbekannte Klarbuchstabe, der an der ersten Stelle etwa zu einem F, und drei Stellen weiter, an der vierten Stelle, etwa zu einem W chiffriert wird. Wenn sich bei besagtem Funkspruch zudem die Klarbuchstaben des verwendeten