39 13 Synchronisierte Funksprüche der Uhrenmethode dieselbe Maschinenstellung synchronisiert, lassen sich ihre Chiffren über Dutzende Stellen hinweg daraufhin untersuchen, wie oft gleiche Buchstaben untereinander zu liegen kommen. Ist die Häufigkeit geringer als im Normalfall, ist dies ein Hinweis darauf, dass zwischen den beiden untersuchten Sprüchen ein Übertrag stattgefunden hat. Ist dies der Fall, muss es zwangsläufig im Differenzbereich der beiden Maschinenzustände(also innerhalb der fünf Drehschritte) geschehen sein. Im vorliegenden Fall lässt sich die rechts liegende Walze letztlich als Walze II identifizieren, denn bei ihr sitzt der Übertrag bekanntermaßen zwischen E und F, was innerhalb der untersuchten fünf Drehschritte B bis G liegt. Die neue Methode funktioniert passabel und ist für die Arbeit der polnischen Gruppe überaus bedeutsam, nachdem die Walzenlage mittlerweile täglich aufs Neue herauszufinden ist. Angesichts drohender Verschärfungen des Enigma-Schlüsselverfahrens denkt Rejewski aber auch über eine neue, umfassende Methode zum Schlüsselbrechen nach. Es soll eine Methode sein, bei der er nicht auf das Erraten von Spruchschlüsseln angewiesen ist. Er muss schließlich damit rechnen, dass es den Deutschen irgendwann gelingen wird, diese offenkundige Schwachstelle zu beseitigen. Rejewski sucht und findet einen gänzlich anderen Zugang zu den geheimnisvollen Mechanismen der Enigma. Nach der Analyse zahlreicher Funksprüche eines Tages erkennt er, dass die Maschine innerhalb der sechs Stellen der Spruchschlüssel richtiggehende Chiffrezyklen erzeugt. 5 Wenn etwa in einem Funkspruch ein F an der ersten Stelle zu einem W an der vierten Stelle wird, und sich an einem anderen Funkspruch zeigt, dass aus einem W an der ersten Stelle beispielsweise ein Y an der vierten wird und aus einem weiteren, dass aus dem Y an der ersten Stelle etwa ein E an der vierten wird, entsteht ein derartiger Zyklus, der sich letztlich schließt, wenn nämlich die letzte seiner Chiffren, angenommen das E, an der ersten Stelle eines Spruchs zu einem F an der vierten und damit wieder zur Ausgangschiffre wird. Der – in diesem Fall – 5 Siehe im Abschnitt Kryptologie das Kapitel Charakteristische Transformationen und Zyklen
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Geheimsache Enigma : Geschichte und Kryptologie der legendären
Verschlüsselungsmaschine : / Wolfgang Pensold, Otmar Moritsch
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