40vierstellige Zyklus lautet dann: F/W/Y/E. Analysiert man die ersten und dievierten Stellen von Funksprüchen eines Tages, erhält man mehrere solcherZyklen, die immer in geradzahliger Anzahl auftreten, eine Länge von einsbis dreizehn aufweisen und insgesamt immer alle 26 Buchstaben des Alphabets enthalten. Ein derartiger Zyklensatz könnte folgendermaßen aussehen:(F/W/Y/E)(A/C/R/K)(V)(T)(M/H/P/U/J/D/B/O)(Z/Q/L/X/S/G/I/N).Solche Zyklensätze lassen sich auch an den zweiten und fünften sowie dendritten und sechsten Spruchschlüsselstellen herleiten.Mit diesen Zyklen hat Rejewski Charakteristika gefunden, die der Tageseinstellung der Enigma entspringen und deshalb zur Rekonstruktion desTagesschlüssels herangezogen werden können. Er verzeichnet in weitererFolge alle Zyklen, die an den mehr als 105.000 Maschinenstellungen entstehen, in einem umfassenden Katalog. Zur rascheren Erstellung lässt erbei der Warschauer Firma, die bereits die Nachbau-Enigmas gefertigt hat,ein aus zwei verschalteten Enigma-Walzensätzen bestehendes„Zyklometer“ bauen, das die Arbeit beschleunigt.Nach einjähriger Tätigkeit ist der Katalog komplett. Er enthält Anzahl undLänge der Zyklen aller auftretenden Zyklensätze und macht das alltäglicheSchlüsselbrechen vergleichsweise einfach. Zunächst werden die charakteristischen Zyklen des Tages gebildet und der entstehende Zyklensatz– etwa(F/W/Y/E)(A/C/R/K)(V)(T)(M/H/P/U/J/D/B/O)(Z/Q/L/X/S/G/I/N)– im Katalog nachgeschlagen. Dabei wird jedoch nicht nach Ähnlichkeitenmit den darin auftretenden Chiffren gesucht, da diese durch Stecker verwürfelt sind, sondern nach Zyklensätzen, die gleich viele und gleich langeZyklen besitzen. Im vorliegenden Beispiel müssen sie aus sechs Zyklenbestehen – nämlich zwei Vierer-, zwei Einser- und zwei Achterzyklen. ImKatalog finden sich dann zumeist mehrere Varianten mit diesen Eckdaten, deren jede zu überprüfen ist, ob sie die gesuchte Schlüsselstellungrepräsentiert. Dazu werden die Stecker rekonstruiert, und zwar durch einenAbgleich der Buchstaben der aktuellen charakteristischen Zyklen, welchedurch Stecker verwürfelt sind, mit den Zyklen der gerade untersuchten Variante aus dem Katalog, die dazu auf einer ungesteckten Enigma erzeugtwerden. Sind die gesteckten Buchstaben erkannt, können sie in der untersuchten Variante eingesetzt werden, um zu testen, ob sie Klartext liefert.Ist dies der Fall, kann Rejewski an der Nachbau-Enigma, an der er arbeitet,Walzenlage samt Stellungen der Walzen, also die gesuchte Schlüsselstellung, ablesen. Liefert die Variante keinen Klartext, prüft er weiter, bis erdie richtige gefunden hat. Rejewski und seine Kollegen haben damit dasdeutsche Rätsel neuerlich gelöst.Im November 1937 erleiden sie jedoch einen schweren Rückschlag, als diedeutsche Seite eine neue Umkehrwalze B einführt, die über eine andere