77 hält vorneweg diese dreistellige Kennzahl, die unverschlüsselt gesendet wird, damit der Empfänger mit ihrer Hilfe auf der entsprechenden Tafel den Spruchschlüssel identifizieren, die Chiffren der Buchstabengruppen entziffern und mit diesen im Signalbuch die eigentliche Nachricht rekonst­ruieren kann. Funk ist zentraler Bestandteil des U-Boot-Krieges. Er erlaubt es, Verbin­dung zu den Booten auf See zu halten, um sie im Rahmen der so genann­tenRudeltaktik für den Angriff auf ganze Schiffskonvois zu koordinieren. Das U-Boot, das zuerst auf einen Konvoi trifft, soll ihn zunächst unbemerkt verfolgen. Der Kommandant meldet die Sichtung an die U-Bootführung an Land, etwa mittels der PhraseGustav Gelb, die fürFeindlichen Konvoi gesichtet steht. Aufgrund der gemeldeten Position erfolgt seitens der U-Bootführung die Entscheidung, welche der in der Nähe befindlichen Boote für den Angriff abkommandiert werden. Erst wenn sich vor Ort eine größere Gruppe versammelt hat, wird der Konvoi angegriffen gemein­sam, um so viele Frachtschiffe wie möglich zu versenken. Aufgrund dieser zentralen Rolle des Funks besteht allerdings immer auch die Gefahr, dass es dem Gegner gelingt, den Funkverkehr der U-Boote abzuhören, zu entziffern und deren Position in Erfahrung zu bringen. Diese Gefahr ist allgegenwärtig, auch weil dem Gegner im Zuge der Aufbrin­gung eines Boots jederzeit geheime Schlüsselunterlagen in die Hände fallen können. Der Funk bildet insofern nicht nur das Nervensystem der U-Boot-Flotte, sondern auch ihre Achillesferse. Die Gegenspieler sitzen in London imOperational Intelligence Centre der Royal Navy. Eine seiner Sektionen ist der von dem Zivilisten Rodger Winn geleiteteSubmarine Tracking Room. Hier werden ebenfalls emsig Informationen gesammelt, um auf ähnlichen Karten wie jenen der Deutschen die Bewegungen der gefährlichen U-Boote verfolgen und bedrohte Frachtschiffe rechtzeitig umleiten zu können. Aus Bletchley Park kommen für dieses Lagebild anfangs aber noch kaum verwertbare Entzif­ferungserkenntnisse. Noch hält der deutsche Marineschlüssel. Man muss sich bezüglich der Standorte deutscher U-Boote mit Erkenntnissen der Funkpeilung begnügen. Dazu werden unmittelbar nach Erfassung eines deutschen Funkspruchs mehrere Stationen alarmiert, die das sendende Boot aus unterschiedlichen Richtungen einzupeilen versuchen. Dies bedarf entsprechender Koordination und vor allem schnellen Handelns, denn mit Ende des Funkspruchs ist die Gelegenheit vorüber. Gelingt die Peilung, lässt sich aus dem Schnittpunkt der Peillinien der Standort des erfassten Bootes errechnen. Das Ergebnis wird an den Befehlshaber der Region weitergeleitet, damit er das geortete Boot bekämpfen kann.