78 Aus Mangel an Funkpeilstationen außerhalb Großbritanniens verlaufen die Peilstrahlen jedoch oft in sehr spitzem Winkel, weswegen sie vor allem bei Peilungen auf große Distanz ungenaue Ergebnisse liefern. Solche Ungenauigkeiten auf der Karte bedeuten auf hoher See bisweilen riesige Entfernungen, und dies wiederum kann zur Folge haben, dass das winzige Ziel in den Weiten des Ozeans nicht gefunden wird. Die Bri­ten beginnen deshalb, für exaktere Peilungen an allen möglichen Küsten der Welt Stationen einzurichten. Darüber hinaus werden die eingesetz­ten Peilgeräte immer empfindlicher und erlauben das Einpeilen von immer kürzeren Sprüchen. Im Gegenzug wird auf deutscher Seite ein Kurzsignalverfahren for­ciert, das die Funkdauer auf einige Sekunden senken und dem Gegner möglichst wenig Zeit zum Peilen lassen soll. Dem liegt ein zehnseitiges U-Boot-Kurzsignalheft zugrunde, das die Boote auf See mitführen. Es stellt eine Auflistung der wichtigsten Standardphrasen des Seekrieges dar seien es Feindlagemeldungen oder Operationsabsichten. Jeder der Phrasen ist eine Gruppe aus drei Buchstaben zugeordnet, die stellvertre­tend gefunkt zu werden hat. Ein derartiger Funkspruch soll aus höchstens zwei solcher Gruppen bestehen, zuzüglich eines Buchstabenkürzels, das die Identität des sendenden Bootes ausweist. Bei Bedarf werden mit die­sem Kurzsignalverfahren auch Standortmeldungen übermittelt. Vor dem Absetzen des Kurzsignals werden die Buchstaben auf der Enigma mit einem Spruchschlüssel chiffriert, den der Schlüssler einer von zwei vor­gedruckten Schlüsseltafeln(für gerade und ungerade Monate) entnimmt. Darauf befinden sich je 26 Spruchschlüsselvorschläge, denen jeweils ein Buchstabe des Alphabets zugewiesen ist. Der Einzelbuchstabe des ge­wählten Spruchschlüssels wird am Beginn des Funkspruchs gesendet, um den Empfänger zum richtigen Spruchschlüssel zu führen und ihm so das Entschlüsseln zu ermöglichen. Ähnliches gilt für die Übermittlung regelmäßiger Wetterfunksprüche, die für großräumige taktische Planungen der U-Boot-Führung ebenso unver­zichtbar sind wie Meldungen zu Feindlage und Konvoisichtungen. Die Boote führen gedruckteWetterkurzschlüssel mit, worin unterschiedli­che meteorologische Informationen bestimmten Buchstaben zugeordnet werden. Ein Wetterfunkspruch eines U-Bootes enthält demzufolge einzel­ne Buchstaben für geografische Länge und Breite der aktuellen Position des Boots, für Luftdruck, Temperatur, Windrichtung und –stärke, Wetter, Wolken und Sichtverhältnisse sowie ein Buchstabenkürzel des Absenders. Die zusammengestellten Buchstaben werden vor dem Absenden auf der Enigma chiffriert, und zwar mit einem Spruchschlüssel, ausgewählt aus einer Schlüsseltafel mit 26 Vorschlägen.