80 sinken, verzichtet er darauf, die geheimen Schlüsselunterlagen über Bord zu werfen. Die Besatzung wird von den Briten gefangen genommen. Der Kommandant, der im letzten Moment bemerkt, dass sein Boot nicht sinkt, findet beim Versuch zurückzuschwimmen den Tod. Letztlich geht ein britisches Enterkommando an Bord und stellt neben der Enigma Planquadratkarten für den Nordatlantik und das Mittelmeer sicher sowie das Kenngruppenbuch, Doppelbuchstabentauschtafeln, das Kurzsignalheft und das Wetterkurzsignalbuch, weiters Tagesschlüssel für die Monate April bis Juni, Schlüsseltafeln für den Offiziersschlüssel, Un ­terlagen für das Reservehandverfahren und die Funkkladde. Die umfang­reichen Unterlagen versprechen tiefe Einblicke in den Marineschlüssel, und was entscheidend ist es gelingt, die Erbeutung gegenüber der deutschen Seite geheim zu halten, sodass das Schlüsselverfahren nicht grundlegend geändert wird. Auf der anderen Seite ist Karl Dönitz zwar misstrauisch und um die Schlüssel­sicherheit seiner U-Boote besorgt. Seine Bedenken werden aber durch die zuständige Marineabteilung zerstreut. Erbeutete Unterlagen seien für den Gegner nur dann von Wert, wenn er gleichzeitig über eine Enigma verfügen und das Schlüsselverfahren im Detail kennen würde, und selbst dann würde sein Einbruch auf die Geltungsdauer der Schlüsselunterlagen begrenzt bleiben, heißt es beschwichtigend. Zudem könne der Beobachtungsdienst keinerlei Veränderung der Sicherheitsvorkehrungen im britischen Funkver­kehr erkennen, welche die Briten zweifellos veranlasst haben würden, hätten sie Kenntnis des Enigma-Schlüssels. Schließlich könnten sie dann dem deut­schen Funkverkehr entnehmen, dass auch ihr Funk mitgelesen wird. Diese Beschwichtigung entspringt einer groben Fehleinschätzung der Situation. Denn in Wahrheit verhelfen die zahlreichen erbeuteten Unter­lagen den Kryptologen um Turing in Hut Eight, wo fortan im Schicht­betrieb rund um die Uhr gearbeitet wird, zu einem Durchbruch. Man kann den Marineschlüsselkreis Dolphin brechen und bis auf Weiteres den Funkverkehr der deutschen U-Boote im Atlantik mitlesen. Selbst Befehle von Dönitz liegen nun offen. Wann immer es gelingt, einen Schlüssel zu brechen, wird der betreffende Spruch in Hut Four übersetzt und danach umgehend nach London an den Submarine Tracking Room geleitet, wo alle Informationen zusammenlaufen. Anfang Juni 1941 ist man in der Lage, Bewegungen deutscher U-Boote mitzuverfolgen. Und es gelingt, deutsche Versorgungsschiffe zu versenken, die an bestimmten Treffpunkten für die auf See befindlichen U-Boote und Kriegsschiffe bereitstehen. Auf der anderen Seite des Ärmelkanals erregen die gehäuften Versenkun­gen neuerlich Misstrauen. Dönitz fürchtet erneut um die Sicherheit des