84von Wettermeldungen über standardisierte Anreden bis hin zu Listen vonSchiffsnamen. Vor diesem Hintergrund entwickelt sich das Cribbing zueiner vielversprechenden Methode.Eine Schwäche der Methode bilden angesichts der 336 möglichen Walzenlagen, über die die Marine-Enigma verfügt, die hohen Bombe-Laufzeiten. Bei einer Durchlaufzeit von rund zwanzig Minuten für eine Walzenlagebedeutet das für alle Lagen 112 Stunden Dauerbetrieb einer Bombe, alsoknapp fünf Tage Laufzeit. Zwar steigt die Zahl an Bombes allmählich aufein halbes Dutzend, was aber den Kapazitätsengpass nicht nachhaltigbeseitigt. Die verfügbaren Bombes laufen zumeist Tag und Nacht, siebenTage in der Woche. Sie werden nur für die regelmäßigen Servicearbeiten abgeschaltet. Da immer mehr Männer zum Frontdienst eingezogenwerden, sind es zunehmend Frauen, die sie bedienen – Angehörige des„Women´s Royal Navy Service“, kurz„Wrens“. Sie laden die Maschinenunablässig mit Walzen, ohne den Zweck ihrer Tätigkeit zu kennen.Ist eine der gesuchten Einstellungen gefunden und die Maschine hält an,muss ein Analytiker gerufen werden. Jener muss dann mitunter feststellen,dass das Ergebnis, das die Bombe nach vielen Stunden anzeigt, nicht dasgesuchte ist. Dann rattert die Maschine weiter. Liegt nach Stunden oderTagen endlich ein Ergebnis vor, ist am Atlantik so manches bedrohte Schiffbereits gesunken. Es erscheint unumgänglich, das Analyseverfahren zubeschleunigen, will man die gewonnenen Erkenntnisse auch militärischeffektiv nutzen können.Zur Beschleunigung des Verfahrens wird eine Methode forciert, die aufdie polnische Uhrenmethode zurückgeht. Sie soll durch Identifizierung derrechten Walze die große Zahl an zu untersuchenden Walzenlagen senken.In ihrer einfachsten Erscheinungsform bedient sie sich zweier Funksprüche,die nahezu derselben Schlüsselstellung entstammen. Linke und mittlereWalze sollen identisch stehen, was sich an ihren Spruchschlüsseln ersehenlässt, wenn sie in klarer Form vorliegen. Bei H-D-O und H-D-V beispielsweise befinden sich linke und mittlere Walze in der gleichen Stellung. Anden Stellungen der rechten Walze lässt sich eine Differenz von sieben Maschinenschritten(von O bis V) ablesen. Die Chiffren der beiden Sprüchewerden nun um diese Differenz verschoben untereinander geschrieben,sodass sie synchronen Maschinenstellungen entsprechen. Nun kann dieHäufigkeit ermittelt werden, wie oft gleiche Chiffren untereinander zuliegen kommen. Normalerweise sollte dies durchschnittlich alle dreizehnStellen der Fall sein. Sinkt aber die Häufigkeit auf den halben Wert, verweist dies darauf, dass die Sprüche unterschiedlichen Schlüsseln entstammen, dass also die rechte Walze zwischen O und V einen Übertrag ausge-