Dokument 
Von Wien nach Haringsee : ein neues Depot für das Technische Museum Wien / Martin Barta, Andrea Bliem, Andreas Hahn, Manfred Hoffelner, Helmut Lackner, Bettina Sánchez Romero, Alfred Schmidl, Walter Schmidl, Harald Wendelin, Martina Wetzenkircher
Entstehung
Seite
29
Einzelbild herunterladen
29 oder Monazitsand. Für solche genehmigungspflichtige Objekte in Wien ist dafür die MA 64 zuständig gelten strenge Auflagen nach dem Strah ­lenschutzgesetz. Auch in diesem Fall war externe Unterstützung notwendig, diesmal durch die akkreditierte PrüfstelleSeibersdorf Laboratories. Im Rahmen der Depotinventur wurde das Team auch mit der Thematik der Objektausscheidung oder Deakzession konfrontiert. Den Anstoß dazu gaben aufgefundene Objektteile ohne Information. Bei derbe­senreinen Räumung des Museums Anfang der 1990er-Jahre verpackte und transportierte die Spedition auch alle im Dachboden oder im Keller aufgefundenen losen Objekt- und Kulissenteile, Werkzeuge, Schrau­ben und Ähnliches. Im Zuge der Depotinventur haben wir bisher einige hundert dieser sogenannten UDOs(unidentifizierte Depotobjekte) ohne Inventarnummern und ohne weitergehende Informationen gefunden, in Listen erfasst und fotografiert. Nach einem internen Rechercheprozess in den Sammlungsabteilungen, bei dem die WissenschafterInnen meist einige davon bestimmen oder als Teil eines bekannten Objektes identifi ­zieren können, werden die verbliebenen UDOs sukzessive in Teilmengen dem Bundesdenkmalamt zur Entscheidung vorgelegt, auch wenn es sich um keine denkmalgeschützten Objekte handelt und daher kein Bescheid erforderlich ist. Inventarisierte Objekte deakzessionierte das Museum zuerst im Zuge der Bearbeitung der Gefahrstoffe, wenn etwaGefahr im Verzug vorlag und die externen Berater eine sofortige Entsorgung empfahlen, wie zum Beispiel bei einem Glas mit Pikrinsäure aus dem Ersten Weltkrieg, einem hochexplosiven Sprengstoff. Nachdem wir nach mehreren Jahren Erfahrun­gen mit der Deakzession gesammelt hatten, konnte das Museum diese federführend in einen von ICOM-Österreich 2016 herausgegebenen Leitfaden einbringen[http://icom-oesterreich.at/publikationen/deakzes­sion-entsammeln]. Deakzession kann niemals Depot- oder Budgetprobleme lösen, aber mit dem definierten, aufwendigen Verfahren der Deakzession können sich Museen, die ihre Bestände kennen und über ein Sammlungskonzept verfü­gen, von einzelnenAltlasten, trennen. In der Regel wird es sich um Ein­zelobjekte mit individuellen Begründungen handeln. Ausnahmen können bei einem definierten und gelebten Sammlungsprofil Objektgruppen oder Sammlungen sein, die in der Vergangenheit ins Museums aufgenommen wurden, aber heute nicht mehr zum Profil passen und eventuell in einem anderen Museum besser aufgehoben sind.