7Technische Dinge sind nicht nur zweckmäßige Gerätschaften. Mit ihnenwerden Lebenswelten gestaltet, sie prägen alltägliche Handlungen. WieDinge entwickelt, vermarktet, angeeignet und genutzt werden, hat mitWünschen, Erwartungen und Projektionen zu tun. Mit Haushaltsgerätenwerden immer auch Versprechungen in die Welt gesetzt, etwa von Zeitund Arbeitsersparnis, Sauberkeit oder Komfort. Vielfach unterstützenNamen diese Werbeversprechen: Das Epiliergerät„Super Soft Plus“ lässteine schmerzfreie Haarentfernung erwarten, die Namen„Supermax“ und„Tornado“ rücken Staubsauger in die Nähe von unbegrenzten Superkräften. Und das Kochen mit Dampfdruck geht nicht nur schnell, sondern„Rapido“,„Presto“ und„Turbo“!Firmenprospekte und Gebrauchsanweisungen bewerben die Vorzüge derProdukte und versuchen, diese zu Insignien von Fortschritt und Modernitätzu stilisieren. Gleichzeitig sind sie ein Bild ihrer Zeit. So richten sich vieleProduktschriften während der Hochphase der Haushaltselektrifizierung vonden 1920er- bis in die 1960er-Jahre ausdrücklich an„die Hausfrau“ undhalten so traditionelle Rollenbilder und gesellschaftliche Normvorstellungen aufrecht. Roswitha Muttenthaler und ihre Nachfolgerin Sophie Gerberverstehen es meisterhaft, an eingefahrenen Rollenbildern zu rütteln unddabei nie ein gewisses Maß an Selbstironie zu vergessen. Es ist eine Kunst,die Besucher_innen nicht nur nachhaltig nachdenklich zu stimmen, sondern sie auch zum Schmunzeln zu bringen.Im vorliegenden Band, der komprimiert die Ergebnisse der Sammeltätigkeitim Bereich Haushaltstechnik zeigt, kommen Nutzerinnen und Nutzer gleichermaßen prominent zu Wort. Sie geben Einblick in ihre Erinnerungen angeliebte Wegbegleiter, aber auch unerwünschte Geschenke und enttäuschte Versprechen. Zu erfahren ist ebenso, welche willkommene Neuheit Kühl schränke darstellten, warum ein Eierkocher als sinnlose Innovation gesehenwird oder sich elektrische Wimperntuschen nie durchsetzen konnte. Vieleder hier angeführten Objekte sind auch Teil einer Sonderschau, die seit2. Mai 2018 im Technischen Museum Wien zu sehen ist.Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Ausstellungsbesuch und bei derLektüre von„geliebt – gelobt – unerwünscht. Haushaltsdinge zwischenWunsch und Wirklichkeit“!Generaldirektor Mag. Peter AufreiterTechnisches Museum Wien, August 2020