Prolog9Juli 1917: Mitten im Ersten Weltkrieg bringt ein Regionalzug eine Waggonladung mit 29 Kisten„altertümlicher Glas- und Porzellangefäße“ vonSalzburg nach Wien. Absender der kostbaren Fracht ist die Krupp’scheGutsverwaltung des Schlosses Blühnbach, das etwa 50 Kilometer südlichvon Salzburg liegt. Der Großindustrielle Arthur Krupp aus Berndorf(NÖ),Vorsitzender im Kuratorium des neu gegründeten Technischen Museumsfür Industrie und Gewerbe in Wien, macht dem Museum seine Apothekengefäße-Sammlung zum Geschenk.Erst rund 100 Jahre später bringen Recherchen Erstaunliches zu Tage. DerSammler, der einen beachtlichen Bestand von mehr als 1300 Apothekengefäßen zusammengetragen hatte, ist niemand Geringerer als ErzherzogFranz Ferdinand von Österreich-Este. Bis zu seiner Ermordung am 28. Juni1914 in Sarajewo war das Jagdschloss Blühnbach eines der erzherzoglichenDomizile, bevor es in den Besitz Arthur Krupps überging.Mit der vorliegenden Publikation soll die bisher nahezu unbekannte Sammlung nun zum ersten Mal einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt werden.Die Stücke aus dem Zeitraum von ca. 1675 bis um 1825 erteilen Auskunftsowohl zu Gefäßformen, Werkstoffen und regionalen Designs, als auch zuProduktionstechniken und Inhaltsstoffen. Außerdem wohnt manchem Apothekengefäß eine Erzählung inne, die von seinem Marktwert, dem ursprünglichen Verwendungsort, aber auch von manischer Sammelleidenschaft undmangelndem Kunstverstand zeugt. Somit bietet sich im Gedenkjahr 2014auch die Gelegenheit, die Person des habsburgischen Thronfolgers untereinem weniger bekannten, sehr privaten Aspekt zu zeigen.Insgesamt versteht sich das Buch nicht als Katalog einer Sammlung.Vielmehr wurde versucht, den Objektbestand unter den verschiedenstenAspekten zu beleuchten und diese der Leserschaft in Form von Geschichten nahezubringen.