InnenansichtInhaltsstoffe71Geht es um Sammlungen von Apothekengefäßen, dann stehen häufigFragen zum Design, zur Herkunft, zur Geschichte, zur Datierung im Vordergrund; Fragen, wie sie im ersten Teil dieses Buches unter der Perspektiveder Außenansicht abgehandelt wurden. Doch was befand sich IN denhistorischen Gefäßen? Mit welchen Drogen(im Sinne von Arzneimitteln),welchen Zubereitungen und Verschreibungen haben wir es, in unserem Fallvorwiegend im 18. Jahrhundert, zu tun? Diesen Fragen wird weit wenigerhäufig nachgegangen.Vieles, was die historischen Apothekengefäße enthielten, ist uns auchheute noch geläufig: Salvia(Salbei), Calendula(Ringelblume), Piper alba(weißer Pfeffer), Piper negra(schwarzer Pfeffer), Semen lini(Leinsamen),selbst Sal Glauberi(Glaubersalz) ist uns noch ein Begriff. Ebenfalls vertraute Namen wie Veilchen-, Zitronen- und Orangenschalensirup, Rosenund Brombeerwasser oder Pfefferminz- und Schafgarbenöl wurden nichtausschließlich als Einzelarznei abgegeben, sondern dienten ihrerseits teilweise wieder als Ingredienz für zusammengesetzte Verschreibungen. AuchWeingeist, Äther oder Rosmarinspiritus können wir uns noch vorstellen undauch Kümmel- oder Spargelsamen, Moschus- und Aloetinktur, Pfingstrosen- und Arnikawurzel, um hier nur willkürlich einige Inhaltsstoffe aus demsehr reichhaltigen Arzneiangebot zu nennen. Viele der geläufigeren Kräuterund Heilpflanzen, oder, um in der Sprache der Pharmazie zu bleiben, vieledieser Drogen begegnen uns auch heute noch in Form von Tees, Pulvernoder Tinkturen.Andere in früheren Zeiten verwendete Arzneimittel kann und will man sichheutzutage nicht mehr vorstellen. Die meisten von ihnen sind inzwischen„obsolet“ im Sinne von„nicht mehr gebräuchlich, nicht mehr üblich, veraltet“,andere erscheinen uns auch„kurios“, im Sinne von„auf unverständliche,fast spaßig anmutende Weise sonderbar, merkwürdig“. Einige von ihnensollen im Folgenden vorgestellt werden.