58 Glas Milchglas alias Porzellanglas Schaut(fast) aus wie Porzellan, ist es aber nicht. Das Material Milchglas in Kombination mit der Gefäßform täuscht auf den ersten Blick das kostba­rere Porzellan vor. Milchglas ist milchweißes, opakes Glas. Aufgrund des Zusatzes von Knochenasche als Trübungsmittel wird es auch Beinglas genannt. Da es Porzellan imitierte, hieß es früher auch Porzellanglas. Auf diesem Untergrund kommen die verwendeten Emailfarben besonders gut zur Geltung. Die Milchglasgefäße gehören mit ihrer vasenartigen, zarten Form und der leuchtenden Bemalung zu den elegantesten und schönsten Gefäßtypen der Sammlung. Wie die zahlreichenbunten Glasflaschen sind auch die Milchglasgefäße typisch für den deutschen Raum, vor allem des 18. Jahrhunderts. Die Bemalung des becherförmigen Gefäßes in Abb. 75 erfolgte mit Email­farben in Blau, Gelb, Rot und Schwarz. Ein blauer Blätterkranz bildet das ovale Beschriftungsfeld, links und rechts im Kranz findet sich je eine stili­sierte Blüte in Rot, unten in der Mitte eine Blüte in Gelb, im Scheitelpunkt des Kranzes sitzt eine fünfzackige Blattkrone in Gelb. Bei der Bemalung handelt es sich um ein sehr beliebtes Dekormotiv, das sich auch auf einer ganzen Reihe von Vierkant-Glasflaschen wiederfindet. Bei einem anderen Gefäßtyp(Abb. 77) beschränkt sich die Emailmalerei auf zurückhaltendere Farben. Ein rosafarbener Blätterkranz mit roten Höhungen und Schraffuren wird unten von einer gelben Schleife zusam­mengehalten. Im Scheitelpunkt finden wir die bereits bekannte fünf­zackige Krone. Zum Schluss soll noch ein Stück vorgestellt werden, das sich erst auf den zweiten Blick von den anderen hier gezeigten unterscheidet. Die Milchglas­flasche mit Stöpsel(Abb. 76) ist im Unterschied zu den vorigen Gefäßen in Kaltmalerei, d. h. mit Ölfarben ausgeführt. Die ovale, leere Kartusche im asymmetrischen Stil des Rokoko wird von einer gelben Blatt­ranke gebildet, die neben weiteren Blatt-, Blüten- und Muschelmotiven als Abschluss im Scheitel eine Art geöffneter Muschel besitzt. Kaltmalerei ist im Unterschied zu der gebrannten Emailmalerei sehr empfindlich und greift sich schneller ab. Auch bei diesem Gefäß fehlen bereits kleinere Teile der Bemalung.