60Glasflaschen – Die„bunten Deutschen“Ganz schön bunt treiben es die Apotheken-Glasgefäße aus Deutschland.So farbenfroh wie in den deutschen Offizinen(Apotheken-Verkaufsräumen) ging es sonst nirgendwo zu. Denn nirgends erzeugte man eine solcheFülle leuchtender Emailmalereien, auch Schmelzmalerei genannt, wie inden Glashütten in Thüringen und Sachsen.Die Keramik als führender Werkstoff für Apothekengefäße erhielt seit dem17. Jahrhundert zunehmend Konkurrenz durch den Werkstoff Glas, dennGlas bot hervorragende Eigenschaften – es ist säurebeständig, dicht unddurchsichtig. Im Laufe der Zeit bildeten sich die typischen Gefäßformen heraus, wie sie für den Gebrauch in Apotheken zweckmäßig erschienen: Vierkant-Glasflaschen und Weithals-Vierkantgläser überwiegen bei Weitem,auch in unserem Sammlungsbestand. Die Flaschen mit engem Hals warenfür Essenzen, Tinkturen, Wässer, Elixiere, Öle und andere Flüssigkeitenbestimmt. Die Weithals-Gefäße nahmen feste, pulverige oder dickflüssigeSubstanzen auf.Die leuchtenden Dekore sind nicht nur schön anzuschauen; die Emailmalerei, bei der im Ofen Metalloxide auf die Oberfläche eingebrannt werden, istauch sehr widerstandsfähig. Die Aufschrift der Gefäße wird durch schwarze Lettern deutlich hervorgehoben. Der Dekor entwickelt sich um dasBeschriftungsfeld herum. Beliebt waren ovale Felder mit farbigem Bandund Schleife(Abb. 78) und zu Beginn des 19. Jahrhunderts herzförmigeKartuschen(Abb. 79/80). Häufig finden sich Einfassungen der Beschriftungsschilder durch Blattkränze oder Rollwerk mit abschließender Krone(Abb. 81–83).Das Motiv, das während des 18. Jahrhunderts in immer wieder leicht abgeänderter Form offenbar am beliebtesten war(Abb. 83), ist ein ovaler blauerBlattkranz mit stilisierten Blüten in Rot und Gelb und einer fünfzackigen Krone in Gelb. Diese Art der Bemalung ist in der Sammlung aufeinigen Dutzend Glasgefäßen zu finden. Eher selten dagegen ist etwa dermehreckige Schild mit blauem Stechhelm(Abb. 84).