44 Afrika Der afrikanische Kontinent ist drei Mal so groß wie Europa. Nach ersten Umsegelungen seiner Südspitze legten die europäischen Handelsmächte entlang der Küste Stützpunkte an, um besser zu den Schätzen Asiens zu gelangen. Lange galt Afrika vor allem als riesiges Reservoir von Menschen, die gegen ihren Willen auf Schiffen über den Atlantik gebracht wurden. Vor allem in der Karibik und in Brasilien ernteten sie Zucker, Kaffee, Baum­wolle und Tabak oder arbeiteten in den Bergwerken. Die Zahl der versklav­ten Menschen wird auf zehn bis zwölf Millionen geschätzt, viele weitere überlebten die Überfahrt nach Amerika nicht. Im 19. Jh. drangen vermehrt Expeditionen in das Innere des Kontinents ein. Sie brachten Kunde von verwertbaren Pflanzen, Tieren und Mineralien. Ab etwa 1880 veranstalten die europäischen Mächte einen regelrechten Wettlauf zur Eroberung Afrikas, vor allem Großbritannien, Frankreich, Belgien, Deutschland, Portugal, Spanien und Italien. Vor dem Ersten Weltkrieg war Afrika bis auf wenige Gebiete in Kolonien aufgeteilt, dabei wurden viele willkürliche Grenzen gezogen. Mit der Etablierung dieser politisch-militärischen Machtstrukturen und dem Ausbau des Handels gin­gen intensive Bestrebungen zur Missionierung einher: Anfang des 20. Jhs. waren auf dem Kontinent rund 100.000 europäische Missionare tätig. Auch einige österreichische Staatsbürger hegten Pläne zur Koloniali­sierung Afrikas. Zu ihnen zählte der böhmische Kaufmann Ignaz Pallme (1806–1877). Er hielt sich mehrere Jahre lang in Ägypten und im Sudan auf. 1851 schlug Pallme in einem Entwurf die Übernahme Nordostafrikas durch Österreich vor. Darin nahm er für sich in Anspruch, als erster Ange­höriger seines Landes heimische Handelswaren ins Innere Afrikas gebracht zu haben. Doch beklagte er, dass außer einigen Triestiner Kaufleuten und böhmischen Glashändlern fast niemand Interesse für den Welthandel hege. Pallmes Gedanken blieben ungehört. Einige Versuche von staatli­cher Seite, kleinere Gebiete zu beanspruchen, schlugen ebenfalls fehl. So unternahm 1857 der Marineleutnant Wilhelm von Tegetthoff eine geheime Mission durch das Rote Meer und erkundete die Insel Sokotra im Golf von Aden. Der Gedanke, eine Landnahme zu wagen, lief aber britischen Interessen zuwider und scheiterte auch am Widerstand der regionalen Bevölkerung. Lit.: Sauer 2002, Zach 2002, Faschingeder 2010