48SüdamerikaEin früher Erforscher des Kontinents war Thaddäus Haenke aus Böhmen(1761–1817). Er bereiste vorwiegend Peru, Bolivien und Chile und wurdegelegentlich als„österreichischer Humboldt“ bezeichnet. Haenke erkannte als einer der ersten das enorme Potential der peruanischen(späterchilenischen) Salpeter-Lagerstätten.Fast die Hälfte Lateinamerikas entfällt auf Brasilien, das tier- und pflanzenartenreichste Land der Erde. Bereits sein Name leitet sich von einemHandelsgut her: Teile des Brasilholzbaums(Caesalpina echinata) dienten alsFarbmittel. Das Land wurde von den Portugiesen kolonialisiert. Die Napoleonischen Kriege brachten eine wesentliche Zäsur: 1807 floh der portugie sische König João VI. nach Rio de Janeiro. 1815 proklamierte er dort das„Vereinigte Königreich von Portugal, Brasilien und Algarbien“, wodurch dieKolonie eine wesentliche Aufwertung erfuhr. Zwei Jahre später heiratete derportugiesische Thronfolger Dom Pedro die Erzherzogin Leopoldine, eineTochter des habsburgischen Kaisers Franz I. Nach Joãos Rückkehr nach Lissabon sollte Brasiliens Rolle wieder herabgestuft werden, daraufhin brachenUnruhen aus. Um das Land nicht zu verlieren, erklärte Pedro Brasilien fürunabhängig und ließ sich 1822 zum Kaiser krönen.Die österreichisch-portugiesische Hochzeit schuf ein gutes Klima für Forschungsreisen durch das Land. Ende 1817 traf der gelernte TierpräparatorJohann Natterer(1787–1843) mit einigen Begleitern eine Expedition an.Sie dauerte zwei Jahrzehnte lang und wurde öfters durch schwere Erkrankungen Natterers unterbrochen, die dem Landesklima geschuldet waren.Die Ausbeute betrug schließlich rund 50.000 Tiere(davon zwei DrittelInsekten), Holzmuster und Samen sowie Mineralien und ethnografischeGegenstände. 1821 wurde ein Teil als„Brasilianisches Museum“ öffentlichzugänglich gemacht. Dort konnten Interessenten Naturstoffe des Landesstudieren. Nach mehreren Stationen gelangten viele der Objekte 1876in die anthropologisch-ethnografische Abteilung des NaturhistorischenHofmuseums(heute Weltmuseum Wien).In der Warenkundesammlung ist vor allem Brasilien mit Objekten vertreten, die zu den typischen Handelswaren des Landes zählten. In erster Liniehandelt es sich um Kaffee- und Kautschukproben.Lit.: Augustat 2013