78FälschungDie Aufdeckung der Machenschaften von Fälschern, etwa durch mikro skopische Prüfung oder durch chemische Analyse, zählte zu den wichti gen Anliegen der Warenkunde. Eine erste größere Untersuchung dieserProblematik in Österreich veranlasste in den ersten Jahren des 19. Jhs.die Böhmische Gesellschaft der Wissenschaften in Prag; sie setzte einenPreis auf eine Schrift zu diesem Thema aus. Diesen gewann der sächsischeArzt Josef Wilhelm Knoblauch. 1810 erschien in Prag und Leipzig seinezweibändige Untersuchung mit dem Titel„Von den Mitteln und Wegen,die mannichfaltigen Verfälschungen sämmtlicher Lebensmittel außerhalbder gesetzlichen Untersuchung zu erkennen, zu verhüten und wo möglichwieder aufzuheben“.Einen internationalen Erfolg mit einer Kritik an den Verfälschungen seinerZeit errang der aus Deutschland gebürtige Apotheker Friedrich(Frederick)Accum, der als junger Mann nach London übersiedelte. 1820 veröffentlichte er in dieser Metropole einen„Treatise on adulterations of food, andculinary poisons”. Darin beschrieb er u.a. die teilweise abenteuerlichenManipulationen der Bierbrauer. Accums Buch fand raschen Absatz, es wurde auch in den USA verlegt und ins Deutsche übersetzt. 1858 publizierteferner der deutsche Arzt und Schriftsteller Hermann Klencke ein Buch über“Die Verfälschung der Nahrungsmittel und Getränke, der Kolonialwaaren,Droguen und Manufacte, der gewerblichen und landwirthschaftlichen Producte“. Auch er schilderte vor allem die Verfälschung von Nahrungs- undGenussmitteln, darunter erneut das Bier, ferner Wein, Milchprodukte, Brot,gefärbte Konditorwaren, Gemüse und Tabak. 1887 veröffentlichte schließlich der deutsche Chemiker Otto Dammer ein„Illustriertes Lexikon derVerfälschungen und Verunreinigungen“. Für die ausgewählten Stichwörterzog er eine Reihe von Fachleuten heran, darunter die österreichischenWarenkundler Eduard Hanausek und Julius Wiesner.1930 erschien schließlich in einem zehnbändigen„Handbuch der organischen Warenkunde“ ein umfangreicher Beitrag über Ersatzmittel undVerfälschungen. Rund die Hälfte des Textes war wiederum den Nahrungsund Genussmitteln gewidmet. Der Autor berichtete auch über die Zeit desErsten Weltkriegs, in der sowohl Ersatzmittel als auch Verfälschungen allerArt einen bis dahin nicht gekannten Höhepunkt erfahren hatten.Lit.: Stockert 1930, Weitensfelder 2013b