88 Schleifmittel Schleifmittel dienen zum Schleifen und Polieren von Werkzeugen, Waffen und anderen Gegenständen aus Stein, Knochen, Horn, Holz, Metall, Glas sowie von(Halb-)Edelsteinen. Natürliche Schleifmittel sind etwa Sand, Ko­rund und Schmirgel, ein Mineral, das sich auf der griechischen Insel Naxos findet. Das Abtragen von Material durch händischen Druck ist sehr anstrengend. Daher nutzten Handwerker schon früh die Drehbewegung und übertrugen den Prozess auf mechanische Vorrichtungen. Der Schleifstein oder das zu bearbeitende Stück wurde auf einer drehbaren Achse angebracht und die Welle mit Hand- oder Fußantrieb, später auch mit Wasserkraft in Bewe­gung versetzt. Nach der Erfindung von Mikroskop und Fernrohr etablierte sich das Schleifen optischer Linsen als qualifizierte Tätigkeit. Ab der Mitte des 18. Jhs. wurden Zylinder für Dampfmaschinen exakt geschliffen, um eine reibungslose Bewegung zu gewährleisten. Damals kam auch das Schmirgelpapier auf; zu seiner Herstellung wurden z.B. Körner aus Sand oder Glas mit einem Bindemittel auf eine Papierbahn aufgetragen. Seit etwa 1830 fanden auch Baumwollstreifen als Unterlage dafür Verwendung. Ferner wurden Stahlwaren stundenlang in rotierenden Fässern mit einem Schleifpulver poliert. Auf dem Land waren Schleifer mit Steinen auf Schiebkarren unterwegs, um Scheren und Messer zu schärfen. Mit der Industrialisierung vergrößerte sich der Bedarf an Schleifmitteln rapid. Nun entstanden auch zunehmend künstliche Stoffe. Um 1891 versuchte Edward G. Acheson in den USA zunächst die Herstellung von Diamanten aus einer Mischung von Ton- und Kohlepulver. Er erhielt aber Siliziumkarbid, das er unter der BezeichnungKarborundum in den Handel brachte. In Österreich betätigte sich Daniel Swarovski(1862–1956) in dieser Branche. Er stammte aus Nordböhmen, einer Region mit langer Tradition in der Glasschleiferei. Swarovski erzeugte zunächst geschliffene Glassteine und meldete 1891 eine Maschine zum Patent an. Auf der Suche nach einer geeigneten Wasserkraft kam er nach Wattens in Tirol und pach­tete dort eine ehemalige Lodenfabrik. Im Jahr 1900 beschäftigte er bereits 100 Personen. 1919 gründete Swarovski die FirmaTyrolit zur Produktion von Schleifmitteln. 1950 wurde sie von Wattens nach Schwaz verlegt. Heute zählt dieses Unternehmen weltweit zu den größten seiner Art. Lit.: Feldhaus 1919, Alexander 1992