124 Asphalt Asphalt ist ein Gemisch aus Bitumen und Mineralstoffen. Bitumen ist ein Rückstand aus einer Destillation. Diese kann ein Ergebnis natürlicher Prozesse sein, wenn etwa Erdöl unter Wärmezufuhr, z.B. durch vulkanische Vorgänge, seine flüchtigen Teile in die Atmosphäre abgibt. Das zurück ­bleibende Bitumen wird auch als Naturasphalt bezeichnet. Es muss vom Teer bzw. Steinkohlenteerpech unterschieden werden. Dieses entsteht z.B. durch trockene Destillation(Verkokung) von Steinkohle. Teer sieht dem Bitumen ähnlich, ist aber um ein Vielfaches krebserregender. Bereits vor 12.000 Jahren diente Bitumen in Mesopotamien als Bindemittel für Geräteteile. Seine moderne Nutzung begann im frühen 18. Jh. Im Jahr 1721 verfasste Eirini dEirinys eineDissertation sur lAsphalte ou Ciment naturel. Sie handelte von den brennbaren Gesteinen im Val de Travers (Kanton Neuchâtel). Später wurde unweit davon im französischen Seys ­sel ein weiteres Asphaltlager entdeckt. In Österreich fand sich Asphalt in Dalmatien und Ungarn. In den Alpenländern kommt Asphaltschiefer bei Seefeld in Tirol vor. Das bis heute wohl bekannteste Vorkommen ist der Asphaltsee auf der Insel Trinidad. Eine besondere Eigenschaft mancher Asphalte, ihre Lichtempfindlichkeit, nutzte 1816 Joseph Nicéphore Nièpce, ein Pionier der Fotografie. Er be ­zeichnete das von ihm verwendete Bitumen alsPhotogen. Beim Abbau von Asphalt im Val de Travers und in Seyssel eröffnete sich aber eine andere Nutzungsmöglichkeit: Beim Transport fielen immer wieder Asphaltstücke von den Wägen und bildeten allmählich eine feste, elastische und für Feuch­tigkeit undurchlässige Kruste. Damit gewann die Idee an Raum, Asphalt als Straßenbelag zu verwenden. In Wien fanden erste Versuche 1846 statt; sie missglückten aber. 1872 belegte dieNeuchâtel-Asphalte-Company unweit der Staatsoper 2000 m 2 mit Stampfasphalt. Doch setzte die Stadtverwaltung noch lange auf die Verlegung von Granitsteinen als Straßenpflaster. Im Ver ­gleich etwa zu Berlin oder Paris blieb Wien daher im Grad der Asphaltierung weit zurück. Ende des 19. Jhs. nahm der Verkehr stark zu, damit stieg auch die Staubbelastung in den Städten. In der Folge wurden in europäischen und amerikanischen Siedlungen neben dem Asphalt auch Steinkohlenteer und Rückstände aus der Erdölproduktion aufgebracht. Der Einsatz von Teer als Straßenbelag wurde in Österreich in den 1970er Jahren verboten. Lit.: Schefftel 1886, Friese 1908, Weil 1910, Zirkler 2001, Stadelmann 2006