130 Dünger Düngen bezeichnet die Einbringung von Nährstoffen in den Boden. Die wichtigsten vorindustriellen Düngemittel waren die Fäkalien von Nutztie­ren, die mit Einstreustoffen wie Stroh vermischt wurden. Vereinzelt fanden auch Mergel aus Kalk und Ton, Gips, Knochenmehl und andere organische Abfälle Verwendung. Um 1840 definierte der deutsche Chemiker Justus Liebig Stickstoff, Kali und Phosphorsäure als die wichtigsten pflanzlichen Nährstoffe. Damals kamen erstmals größere Mengen stickstoffhaltigen Na ­triumsalpeters von der pazifischen Küste Südamerikas nach Europa. Dieser erlangte später unter der BezeichnungChilesalpeter enorme Bedeutung für die Landwirtschaft. Die Industrie lieferte eine weitere wichtige Stickstoff­verbindung: Bei der trockenen Destillation von Kohle fiel als Nebenprodukt Ammoniak an. Er wurde mit Schwefelsäure in Ammoniumsulfat umgewan­delt und gelangte in dieser Form ebenfalls auf die Äcker. Natürliche Kaliverbindungen standen nur in beschränkter Menge zur Verfü ­gung, beispielsweise Melasse, ein Nebenprodukt der Zuckergewinnung. Um 1860 entdeckte der Chemiker Adolf Frank in den Salzlagerstätten im Raum Staßfurt(Sachsen-Anhalt) riesige Mengen an Kalisalzen, die zuvor keine Verwendung gefunden hatten. Er regte die Umarbeitung dieser Vorräte zu Dünger an, was der deutschen Landwirtschaft sehr zugute kam. Natürliche Phosphorverbindungen stammten zunächst von Knochenmehl, das auf den Feldern ausgestreut wurde. Eine weitere Düngerquelle war der Guano. Dabei handelt es sich um Exkremente, die Seevögel über Jahrhunderte an der Küste Perus und ihren vorgelagerten Inseln hinterlassen hatten. 1840 gelangte Guano erstmals nach Europa. Später wurden im pazifischen Raum weitere große Lager entdeckt und ausgebeutet. DasThomasverfahren zur Umwandlung phosphorhaltigen Eisens in Stahl lieferte ebenfalls ein Dünge­mittel: Um 1880 entwickelte der deutsche Apotheker Gerhard Hoyermann ein Verfahren zur Zerkleinerung der dabei entstehenden Schlacke; sie wurde alsThomasmehl auf die Böden ausgebracht. Seit Beginn des 20. Jhs. wurde zur Düngergewinnung zunehmend der in der Luft enthaltene Stickstoff genutzt. Aus einer Reihe von Erfindungen setzte sich schließlich jene der deutschen Chemiker Fritz Haber und Karl Bosch durch. Bis heute stellt das Haber-Bosch-Verfahren die wichtigste Grundlage für die Herstellung von Dünger dar. Lit.: Weitensfelder 2015c