136AuerKarl Auer von Welsbach(1858–1929) machte sich gleichermaßen als Naturwissenschafter, Erfinder und Unternehmer einen Namen. Er studierte Chemiebei Robert Lieben in Wien und bei Robert Wilhelm Bunsen in Heidelberg.Zunächst befasste er sich mit den Seltenen Erden. So wurden damals Metalloxide bezeichnet, die in selten vorkommenden Mineralien auftraten undanalytisch schwer voneinander zu trennen waren. Auer zerlegte das Didym inzwei chemische Elemente, die er Praseodym und Neodym nannte. Er nutzteseine Erkenntnisse alsbald für eine industrielle Anwendung, indem er aufder Basis Seltener Erden neuartige Glühkörper entwickelte. Zu ihrer Erzeugung gründete er in Atzgersdorf bei Wien einen Betrieb. Als Grundstofffür die Gewinnung Seltener Erden nützte Auer radioaktiven Monazitsand;dieser war zuvor wegen seines hohen spezifischen Gewichts als Ballast fürleere Frachtschiffe genutzt worden. Auers Gasglühlicht blieb rund 40 Jahrekonkurrenzfähig. Daneben setzte er sich mit der Entwicklung elektrischerGlühlampen auseinander. Im Unterschied zum amerikanischen Erfinder Thomas Alva Edison und dessen Kohlenfadenlampe verwendete Auer ab 1902das hochschmelzende Metall Osmium für die Leuchtfäden. Dafür erfand erden Markennamen„Osram“.Bei der Erzeugung der Gasglühstrümpfe blieben größere Mengen an Cersalzen übrig. Auer nutzte sie zur Erzeugung von funkensprühendem Cereisen(„Auermetall“). Zur Herstellung dieser und ähnlicher Legierungen gründeteer 1907 in Kärnten die heute noch bestehenden Treibacher Chemischen Werke. Dort wurden u.a. Zündsteine für Feuerzeuge hergestellt. Bis zu Auers Todwurden rund 100 Tonnen Cereisen produziert, sie reichten für 500 MillionenZündsteine.Nach der Jahrhundertwende kehrte Auer wieder zur Naturwissenschaftzurück und befasste sich mit der Zerlegung des Seltenerdmetalls Ytterbium.Er fand erneut zwei Elemente, bei der Publikation seiner Ergebnisse kamihm allerdings ein französischer Forscher zuvor. Im Auftrag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ließ Auer außerdem gemeinsam mitdem Chemiker Ludwig Haitinger zehn Tonnen Pechblende aus der Urangewinnung im böhmischen Joachimsthal verarbeiten. Daraus wurden Radiumsowie andere radioaktive Stoffe gewonnen und dem Radiuminstitut derAkademie als Grundlage für weitere Forschungen zur Verfügung gestellt.Lit.: Rosner 2004, Weitensfelder 2009