138GoldschmidtTheodor Goldschmidt entstammte einer ursprünglich jüdischen, konvertierten Bürgerfamilie. 1847 gründete er in Berlin eine chemische Fabrik.Dort erzeugte er v.a. Ingredienzen für die Textildruckerei und-färberei.Nach Goldschmidts Tod übernahmen seine Söhne Karl(1857–1926) undHans(1861–1923) den Betrieb. Sie konzentrierten sich auf die Entzinnungvon Abfällen aus Weißblech, vor allem von Konservendosen. 1890 verlegten sie das Unternehmen nach Essen. Die Brüder Goldschmidt erprobtenviele ihrer Geschäftsideen im eigenen Labor. Das von ihnen erzeugteChlorzinn hatte große Bedeutung für den Bedarf der Seidenindustrie.1910 entstand ein Chlorzinnwerk als Filiale im böhmischen Aussig.1893 äußerte die Firma Krupp den Wunsch, reines Chrom und Mangan fürSpezialstähle zu beziehen. Das regte Hans Goldschmidt zu Versuchen an.Er entzündete ein Pulvergemisch aus Aluminium und anderen Metallen,wodurch eine starke Wärmereaktion entstand. Mit dieser„Aluminothermie“ ließ sich 99-prozentiges kohlefreies Chrom erzeugen. Zusätzlichentstand dabei Tonerdeschlacke, die unter der Bezeichnung„Korubin“als künstliches Schleifmittel in den Handel gelangte. Das Thermitverfahrenlieferte auch andere hochreine Metalle für die Stahlindustrie, wie Mangan,Titan, Vanadium, Kobalt und Molybdän. Seit 1896 fand Thermit außerdemzum Erhitzen von Nieten, für das Zusammenschweißen von Stäben undBlechen sowie zum Durchlöchern von Eisenplatten Verwendung.Durch diese technischen Innovationen nahm das Unternehmen einen steilen Aufstieg. 1913 zählte es 1200 Beschäftigte. Im gleichen Jahr wurden39.000 Tonnen Konservendosen entzinnt. Zum Schutz ihrer Erfindungenmeldeten die Brüder Goldschmidt mehrere hundert Patente an. Anfang1914 gewannen sie Friedrich Bergius als Mitarbeiter. Er war Schüler desrenommierten Chemikers Fritz Haber und Privatdozent an der TH Hannover. Im Ersten Weltkrieg verringerte sich die Zufuhr von Weißblechund Zinn aus Übersee stark, dagegen ermöglichte das Thermitgeschäftgrößere Aufträge. Der von Goldschmidt geförderte Bergius begann mitder Herstellung von Glykol an Stelle des kriegswichtigen Glyzerins. Darüber hinaus befasste er sich mit Holzverzuckerung und der Verflüssigungschwerer Öle sowie von Teer und Kohle zur Treibstoffgewinnung. Für seineForschungen erhielt Bergius 1931 den Nobelpreis für Chemie.Lit.: Goldschmidt 1937, Peters 1997