140 Krupp Die Geschichte der Firma Krupp begann mit Misserfolgen. 1811 etablier­te Friedrich Krupp in Essen ein Unternehmen zur Erzeugung von hoch­wertigem Gussstahl. Bei seinem Tod im Jahr 1826 war er aber praktisch ruiniert. Sein Sohn Alfred Krupp schuf die Grundlagen für den Aufstieg zum größten Industrieunternehmen Deutschlands. Anfangs lieferte er u.a. Walzen sowie Walzmaschinen und stieg dann ins Waffengeschäft ein. 1859 bestellte der preußische Staat erstmals eine größere Zahl von Kanonen. In Kriegen gegen Österreich und Frankreich trugen Krupps Waffen maßgeb­lich zum militärischen Erfolg bei. Bis zum Tod Alfred Krupps 1887 lieferte das Unternehmen nicht weniger als 24.576 Kanonen, davon 13.910 für die Märkte außerhalb Deutschlands. Forschung und Entwicklung spielte bei Krupp eine wesentliche Rolle. Da etwa die Explosivstoffe in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. eine ganz erheb­liche Steigerung ihrer Wirkkraft erfuhren, musste die Bauart der Kanonen immer wieder angepasst werden, z.B. durch neuartige Stahllegierungen. Auch mit der Herstellung rostfreien Stahls wurde experimentiert. Nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg wurde die Waffenerzeugung in Deutschland stark eingeschränkt, ausländische Märkte fielen weg oder wurden von der Konkurrenz dominiert. Der Krupp-Konzern sah sich daher auch auf die Ent­wicklung neuer Produkte für den Gebrauch im zivilen Leben angewiesen. 1919 fertigte Friedrich Hauptmeyer, der Leiter der Kruppschen Zahnklinik in Essen, aus einem Spezialstahl eine Mundprothese an, die mit Zähnen aus Porzellan bestückt wurde. Sie ermöglichte einem Klarinettisten, der wegen fehlender Zähne seinen Beruf hatte aufgeben müssen, erneut das Spiel mit seinem Instrument. Die Gebissplatte bestand aus einer Legie­rung von Stahl, Chrom und Nickel. Chrom gewährleistete Säurebestän­digkeit, der Nickelanteil erhöhte die Festigkeit. Die Legierung erhielt die BezeichnungWipla(wie Platin). Die Kruppschen Zahnprothesen waren leicht und dünn, dauerhafter als Fabrikate aus Kautschuk und weitaus preiswerter als Prothesen aus Gold. Die Stahlgebisse fanden Eingang in viele Münder, deren Zähne zuvor im Krieg von Krupps Kanonen zerschla­gen worden waren. Bis 1938 lieferte die Stahlgebissmacherei über 125.000 Gebissplatten und Gussprothesen. Ferner produzierte das Unternehmen Material für weitere 700.000 Gebissplatten. Lit.: Jindra 2013, Schmidt 2014