142 I.G. Farben In den 1860er Jahren entstanden in Deutschland mehrere Unternehmen, die aus Kohlenteer synthetische Farben erzeugten. Unter ihnen herrschte heftige Konkurrenz. 1903 bereiste der Bayer-Manager Karl Duisberg die USA und studierte dort die fortgeschrittene Trustbildung. In der Folge verfasste er eine Denkschrift über eine Zusammenarbeit der deutschen Farbenfabriken. 1904 schlossen sich Bayer, BASF und AGFA zu einer Interessengemeinschaft (I.G.), demDreibund, zusammen. Ähnliches unternahmen dieFarbwerke vorm. Meister Lucius& Brüning und Leopold Cassella; ihnen trat 1906 auch Kalle bei. Nun wurden neue Geschäftsfelder aufgegriffen. So beteiligte sich die BASF an der Erzeugung von Salpeter aus Luftstickstoff. 1916 vereinig­ten sich die beiden Firmengruppen mit zwei weiteren Unternehmen auf die Dauer von 50 Jahren zurI.G. der deutschen Teerfarbenfabriken. 1920 wurde der Vertrag auf 99 Jahre verlängert; nun stellte sich die Frage einer weitergehenden Fusion. Im Dezember 1926 bildeten schließlich die BASF, AGFA, Bayer, dieFarbwerke, dieChem. Fabriken vorm. Weiler-ter Meer und Griesheim-Elektron dieI.G. Farben Aktiengesellschaft. Nun wurden drei Sparten gebildet: 1) Stickstoff, Methanol, synthetische Kraftstoffe und Öle, Schmiermittel, Metallcarbonyle, Nickel, Stein- und Braunkohlen; 2) Schwerchemikalien, Pigmente, Magnesium, organische Zwischenprodukte, Farbstoffe und Pharmazeutika, Schädlingsbekämp­fungs- und Lösungsmittel, Weichmacher, Kunststoffe, künstlicher Kaut­schuk, Waschmittel, synthetische Gerbstoffe, komprimierte Gase, autogene Schweiß- und Schneideapparaturen; 3) fotografische Artikel(Amateur- und Kinofilme, Platten, Papier, Kameras, Filmgeräte), Zellulose, Kunstseide und -fasern, Zelluloid, Vulkanfiber und Kunststoffverarbeitung. Diese Gliederung zeigt die enorme Bandbreite der Produktion im Konzern. Zu den bekannten Marken der I.G. Farben zählten der künstliche Kautschuk Buna und die KunstseideVistra. Nach der NS-Machtübernahme geriet der Konzern zunehmend in den Fokus der neuen Politik; denn die Herstel­lung synthetischer Produkte sollte Deutschland im Kriegsfall unabhängig von Lieferungen aus dem Ausland machen. Bei Kriegsende 1945 besaß die I.G. rund 9000 erteilte und 6000 beantragte deutsche Patente. Dazu kamen rund 30.000 ausländische erteilte und viele angemeldete Patente. Lit.: Ter Meer 1953