10 Sammlungspolitik, ihrer Langzeitarchivierungsaufgabe und der spezifi ­schen Problematik des Übergangs von analogen zu digitalen Beständen. Es kommt für die Österreichische Mediathek für audiovisuelle Archive insgesamt noch ein Problem hinzu, das die wissenschaftliche Community selbst betrifft. Um es zunächst plakativ auszudrücken: DieGutenberg-Ga­laxis, also das Buch als Leitmedium, ist immer noch der eigentliche Raum wissenschaftlichen Diskurses. Kein Problem daher, über audiovisuelle Medien zu sprechen, vor allem über ihre Wirkung. Ihre Wirkung auf die Gesellschaft, die mögliche neueVerbildlichung der Kommunikation und die Rolle der Massenmedien. Mit den Medien selbst zu arbeiten, ist wissenschaftlich weit weniger verbreitet. Dies wird oft eher als die Sache von JournalistInnen und von Leuten, die Dokumentationen gestalten und Filme machen, gesehen. Ein probates Mittel, bestimmte Inhalte anschau­lich zu machen. Mit den Medien umgehen das heißt aber auch mit nonverbaler Informa­tion umgehen, also etwa die Emotionalität einer Interviewaussage mit in die Interpretation einfließen lassen, oder einen sonderbaren Gesichtsaus ­druck von Menschen auf einem Foto oder in einem Filmdokument wahr­nehmen und zu verstehen versuchen oder die Stimmung aufnehmen, die bestimmte audiovisuelle Zeitdokumente vermitteln und so weiter. Das ist nicht leicht und dazu muss man in gewisser Weise die gewohnteGuten­berg-Galaxis verlassen und neue Methoden der Quelleninterpretation anwenden. Das erfordert nicht nur Übung, sondern ist auch zeitaufwändig. Immer wieder wird daher versucht, quasi Abkürzungen zu nehmen. Nur ein Beispiel dafür: StudentInnen, die im Rahmen eines Seminars historische Tonaufnahmen bearbeiten sollen. Erste Frage, die diese stellen: Gibt es ein Transkript? Nein also selber stundenlang etwas anhören? Das ist zu zeitraubend und mühsam. Dass ein Transkript gerade das eigentlich Neue und Besondere der AV-Medien wegschneidet dasMehr an Informati­on durch das, was über das Sprachliche hinausgeht wird dabei nicht bedacht und berücksichtigt. Das ist leider nach wie vor eine Hauptschwierigkeit. Audiovisuelle Quellen sind schwieriger zu handhaben obwohl das in digitaler Form deutlich we­niger zutrifft und schwieriger in ihrer vollen Bedeutung zu verstehen. Daher werden sie, wie gesagt, oft bloß als ergänzendes und illustrierendes Material verstanden gut, um im Fernsehen in einer Dokumentation eingesetzt zu werden, ein Buch optisch aufzuwerten oder eine Website zu verschönern. Die Voraussetzungen für die Verwendung von audiovisuellen Medien durch Wissenschaft und Öffentlichkeit haben sich indes in den letzten