70herausgegeben. Zur aufwendig Gestaltung der Reihe gehörten aucheigens gestaltete Plattenhüllen. Solche„Cover“ für Schellackplatten warendamals nicht üblich. Schellacks wurden in Papierhüllen verkauft, einfacheaufgedruckte Werbung für Neuerscheinungen oder die Plattenfirma warendas Höchstmaß an grafischer Gestaltung.Mit der Aufnahme vom 14. Dezember 1915, also knapp ein Jahr vor demTod des Kaisers, war die Stimme von Franz Josef I. erstmals größeren Kreisen der Bevölkerung der Monarchie zugänglich, die ihren Herrscher ja nurvon Bildern kannte. Auf der Hülle ist zu lesen:„Vorliegende Platte ist daseinzige Stimmporträt Seiner kaiserlichen und königlichen apost. Majestät,welches der Öffentlichkeit übergeben wurde“.Neben dieser Aufnahme sind von Kaiser Franz Josef nur zwei weitereTonaufnahmen erhalten: Eine Tondrahtaufnahme aus dem Jahr 1901 undein Stimmporträt, das für das Phonogrammarchiv der ÖsterreichischenAkademie der Wissenschaften am 2. August 1903 in Bad Ischl aufgenommen wurde.Leider sind zu den Aufnahmen für den Militär-Witwen- und Waisenfondsvon 1915 so gut wie keine weiteren Unterlagen erhalten geblieben. DieDatierung der Aufnahme ergibt sich durch das Label. Wie aus den Rückseiten der Plattenhüllen hervorgeht, wurden die Stimmporträts am 24.April 1916 Kaiser Franz Josef im Schloss Schönbrunn vorgeführt.Diese Schellackplatten sind Teil der Sammlung Teuchtler, die 1988 vomWiener Plattenhändler Roland Teuchtler angekauft wurde und mit circa75.000 Platten den Hauptteil der Schellackbestände der ÖsterreichischenMediathek darstellt. Der inhaltliche Schwerpunkt der Sammlung liegt imBereich der E-Musik mit österreichischen und internationalen Musikaufnahmen, daneben sind jedoch auch eine Vielzahl von raren bis einzigartigen Sprachaufnahmen sowie österreichische U-Musik-Aufnahmen aus derersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vertreten.Die Schellackplatte ist der Vorläufer der Vinylschallplatte. Beide sindnach ihrem Herstellungsmaterial benannt. Schellack ist eine harzigeSubstanz, die aus den Ausscheidungen der Lackschildlaus gewonnenwird. Emil Berliner, der 1887 das Grammophon erfunden hatte, ging imOktober 1896 von Hartgummi als Plattenmaterial zu einer verschleißfesteren Masse aus Bariumsulfat, Schiefermehl, Ruß, Baumwollflockenund eben Schellack als Bindemittel über.