84richterstattung über Österreich und ÖsterreicherInnen in den USA warbemerkenswert umfangreich. Wie weit es sich bei der Arbeit der USIAum harmlose Public Relations oder um US-Propaganda handelte, lag inder Zeit des Kalten Krieges wohl am ehesten im Auge des Betrachters.Selbstverständlich wurden die Vereinigten Staaten in einem positiven Lichtgezeigt, mit all ihren technischen Neuerungen und Errungenschaften,ebenso selbstverständlich wurden die problematischen Seiten des Lebensin den USA, der latente Rassismus und die Armut eines nicht unerheblichen Teiles der Bevölkerung ausgeblendet. Bei aller berechtigten Kritik ander unreflektierten Darstellung des American Way of Life und der Politikder Vereinigten Staaten durch die USIA sollte nicht übersehen werden,dass sich im durchaus umfangreichen USIA-Bestand der ÖsterreichischenMediathek kein Beitrag findet, der politische Gegner, also die UdSSR, denOstblock, die Volksrepublik China, ja selbst Nordkorea oder Nordvietnam,verunglimpft.Ein aus österreichischer Sicht interessanter, beklemmender Aspekt derUSIA-Reportagen ist die Tatsache, dass viele der deutschsprachigen, inden USA lebenden Reporter und Beitragsgestalter Opfer der NS-Zeitwaren. Männer wie Jimmy Berg, Friedrich Porges oder Johannes Urzidil,oft Österreicher und Alt-Österreicher jüdischer Abstammung, denen dieFlucht vor den Nationalsozialisten in die USA geglückt war. In keinemeinzigen Beitrag aber wird je auf diese Tatsache, auf die NS-Zeit, auf denZweiten Weltkrieg oder gar auf den Holocaust eingegangen. Selbst wennder Interviewte ebenfalls vor dem NS-Regime in die USA fliehen konnte,heißt es in der Aufnahme lapidar„… und dann kamen Sie in die USA …“.Die Frage, ob diese„Ausblendung“ auf Anweisung der USIA geschahoder ob es eine Art von Selbstzensur war, eine unausgesprochene gemeinsame Sprachlosigkeit über die Zeit des Nationalsozialismus zwischenInterviewern und Interviewten, bleibt unbeantwortet.Am 1. Oktober 1999 wurde die USIA in das US-Außenministerium integriert, de facto aber aufgelöst. Der Kalte Krieg war wirklich beendet. Vonder Wiener USIA-Stelle kamen über 4.000 Tonbänder zuerst an die Wienbibliothek, um schließlich 2004 in der Österreichischen Mediathek einedauerhafte und fachgerechte Bleibe zu finden.Im Rahmen des Projektes„Österreich am Wort“ wurde der gesamte Bestand katalogisiert, digitalisiert und im digitalen Langzeitarchiv der Österreichischen Mediathek gesichert. Eine Auswahl von 705 Beiträgen fand Aufnahme in die Online-Edition„Österreich am Wort“, der gesamte Bestand ist