12 nicht eröffnetes Museum gefährdet und nahm 1915 in der international anerkannten Wiener Medizinischen Wochenschrift ganz offen als verant­wortungsvoller Staatsbürger kritisch gegen den Krieg Stellung: Der jetzige europäische Krieg, den man unverständigerweise ‚große Zeit nennt, dieser entsetzliche Zusammenstoß der K u l t u r v ö l k e r Europas, hat nicht nur, was ich hier nicht auszuführen brauche, Tausende von Menschenleben, Tausende von hohen Kulturwerten zerstört, sondern, was vielleicht ebenso bedeutungsvoll ist, den Aufstieg der Zivilisation, die Kulturentwicklung der Menschheit verzögert, auf eine Zeitspanne, die wir augenblicklich noch nicht einschätzen können. Die traurigste Missetat des Krieges jedoch ist die Verstümmelung des Menschen, die Zerstörung des Gesammtbildes des Mannes in seiner Erscheinung, durch den Verlust einzelner, vielleicht auch mehrerer sei­ner Gliedmaßen. Durch diese Verstümmelung, die an und für sich schon genug des Traurigen mit sich bringt, wird der Mensch aber auch in seiner Befähigung zur Mitwirkung an den Aufgaben des Staates eingeschränkt, da nur der berufstätige Mann ein vollwertiges Mitglied der bürgerlichen Gesellschaft ist. 4 Der zweite Teil des Zitates verweist auf den Anlass dieses Kommentars und löst das Rätsel. Exner fühlte sich wieder einmal als Staatsbürger gefordert, an denAufgaben des Staates mitzuwirken, und gründete im Februar 1915 den Verein Die Technik für die Kriegsinvaliden, der mit Unterstützung von Wiener Chirurgen durch die Konstruktion und Fertigung mechanischer Prothesen die Eingliederung der von der Front heimgekehrten Kriegsinva­liden in das Erwerbsleben beschleunigen sollte. Ebenfalls im Februar stellte sich Exner als Ehrenpräsident der Gesellschaft zur Fürsorge für Kriegsin­valide zur Verfügung, und im Frühjahr desselben Jahres organisierten das Museum und das ältere Volksbildungsinstitut Urania zur Unterstützung seines Vereins eine VortragsreiheKrieg und Technik. Nach einer Ausstel­lung des Vereins widmete Exner 1917 dem Museum rund 70 Prothesen sein Beitrag zum ThemaKrieg und Technik. Davon unterschied sich grundsätzlich der Zugang Ludwig Erhards. 5 Exner hatte ihn im Alter von 35 Jahren 1898 aus dem Bayerischen Gewerbemu­seum insein k.k. Technologisches Gewerbemuseum zur Betreuung der Kleingewerbe-Förderung engagiert. Seit 1907 arbeitete Erhard vor allem für das in Gründung befindliche Museum und wurde 1912 dessen erster Direktor. Die Fäden hinter dieser Karriere zog Wilhelm Exner. Dass Erhard