14 während des Weltkriegs zu Exner wegen der Berücksichtigung der Kriegstechnik im Museum in Opposition geriet, musste für diesen eine Enttäuschung sein. Unterschiede in der Weltanschauung und im politischen Engagement hatten sich allerdings bereits seit Jahren abgezeichnet. War Exner ein loyaler Bürger der Monarchie – und später der Ersten Republik –, blieb Erhard zeitlebens Deutscher. 1904 stellte er sich als Gründungsvorsitzender des Österreichischen Verbands von Mitgliedern des Vereines deutscher Ingenieure(später Österreichischer Verein deutscher Ingenieure) zur Verfügung – eine Kampfansage an den älteren Österreichischen Ingenieurund Architekten-Verein. 6 Nach dem Anschlussverbot und der Tilgung des Namens„Deutschösterreich“ firmierte der Verband als Bezirksverein des VDI, und Erhard legte 1921 den Vorsitz bis 1929 zurück. In diesen Jahren befürwortete er den Anschluss Österreichs an Deutschland und bekannte sich nach 1938 in seinen Publikationen zum Nationalsozialismus. In einem museumsinternen Manuskript über die zukünftige Ausrichtung des Museums vom Mai 1915, also in der offensichtlich heißen Phase der Auseinandersetzung, verwies Erhard unter dem Titel„Kriegsacker im Museumsgelände“ auf zahlreiche Einschränkungen der geplanten Einrichtung durch die Sperrung des Zugverkehrs, den Ausfall vieler bereits zugesagter Objekte aus staatlichen Ämtern und Industriebetrieben sowie auf die Einberufung von Museumspersonal. Erhard wollte diese Probleme „unter dem Losungsworte ‚Krieg und Technik‘“ für eine Neuausrichtung des Museums nutzen: „Um den beklagenswerten Ausfall zahlreicher Sammlungsgegenstände anderweitig zu ersetzen, wird vorgeschlagen, nunmehr einzelne Gruppen durch kriegstechnische Darstellungen unter dem Losungsworte ‚Krieg und Technik‘ zu vervollständigen.[…] denn das Technische Museum ist berufen die kriegstechnischen Großtaten der österreichischen Industrie der Mitwelt eindrücklich vor Augen zu führen und den kommenden Geschlechtern als Vorbild dauernd zu erhalten.“ 7 Erhard dachte dabei u.a. an Sprengstoffe und Treibmittel, Geschütze und Geschosse, Kriegsbauten, Minen, Luftschiffe und Flugzeuge, Ausrüstung und Verpflegung im Krieg. Dazu verhandelte er mit den Organisatoren der Kriegsausstellung im Wiener Prater 1916 – eine weitere Ausstellung fand im folgenden Jahr statt – und erstellte umfangreiche Listen mit Objekten, die ins Museum kommen sollten. 8 Erhards Projekt scheiterte aber kriegsbedingt an bürokratischen Hürden. Nur wenige Objekte der Rüstungsindustrie aus der Ausstellung fanden damals den Weg ins Museum, u.a.
Dokument
Unter dem Losungsworte Krieg und Technik : das Technische Museum
Wien und der Erste Weltkrieg ; [Sammelband] / Caroline Haas, Mirko Herzog, Christian Klösch, Helmut Lackner, Otmar Moritsch, Wolfgang Pensold, Franz Rendl, Christian Stadelmann, Hubert Weitensfelder
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