Hubert WeitensfelderKriegsbedingteErsatzmittel23Das breite Spektrum der ErsatzstoffeErsatzstoffe werden auch als Surrogate bezeichnet. Sie weisen eine Jahrhunderte zurückreichende Tradition auf. Gewöhnlich handelt es sich umStoffe oder Waren, die aus Gründen der Kostenersparnis die„Originale“ersetzen. In vorindustrieller Zeit wurde beispielsweise echter Marmordurch eine Vielzahl von miteinander vermischten Substanzen ersetzt.Im Lauf des 19. Jahrhunderts vervielfachten sich sowohl die Menge dererzeugten Waren als auch die Abfallstoffe aus Produktionsprozessen, fürdie neue Verwendungen gesucht wurden. Damit gewannen Surrogatevermehrt an Bedeutung. Ihr verminderter Preis ermöglichte es zwar denKäufern, Waren billiger zu erwerben. Doch standen Surrogate tendenziellin schlechtem Ruf, da sie oft dem Verdacht ausgesetzt waren, eigentlich„Verfälschungen“ zu sein.1Es erscheint zunächst sinnvoll, den Begriff„kriegsbedingte Ersatzmittel“genauer zu bestimmen. Dazu rechne ich• Stoffe, die fehlende Materialien substituierten, als Ersatzstoffe im engeren Sinn• Metallerze, Kohle und Industrieminerale aus aktivierten Lagerstätten• neu entwickelte Gewinnungs- und Verarbeitungsprozesse• die Wiedergewinnung von Stoffen oder Waren(Metalle, Textilien, Gummi) durch RecyclingBis zum Ersten Weltkrieg waren Österreich-Ungarn und das DeutscheReich in einen regen internationalen Handel mit Rohstoffen und Güterneingebunden. Mit dem Ausbruch der Kampfhandlungen änderte sichdiese Situation innerhalb kurzer Zeit. Nun fehlten wichtige Rohstoffe ausanderen Staaten und Kontinenten, darunter Salpeter aus Chile als Grundlage für Düngemittel, Kautschuk, tropische Öle sowie eine Reihe von1brPaluackhatt„Unsere ArmeeMetalle“, um 1915