28 Natürliche Harze waren aus den USA und Frankreich importiert worden, aus ihnen wurden beispielsweise Terpentin und Kolophonium erzeugt. Als Folge der Verknappung wurden die Schwarzföhrenwälder im Süden Wiens vermehrt bewirtschaftet und Naturharze durch Cumaronharze aus Steinkohlenteer-Derivaten ersetzt. Einige Harze und Wachse fanden eine Substituierung durch Phenol-Formaldehyd-Mischungen. Stickstoff und seine Verbindungen waren gleichermaßen unverzichtbar für Düngemittel und Explosivstoffe. Der Ausfall des Chilesalpeters erschwerte die Erzeugung von Dünger ungemein. Bereits seit Beginn des 20. Jahr­hunderts war jedoch eine Reihe von Verfahren entwickelt worden, die eine chemische Bindung des in der Luft vorhandenen Stickstoffs ermöglichten. Davon erlangten drei besondere Bedeutung. Die deutschen Chemiker Adolf Frank und Nikodem Caro leiteten Luftstickstoff über erhitztes Kalzi­umkarbid; dabei bildete sich Kalkstickstoff, der vor allem als Dünger Ver ­wendung fand. Die Forscher Kristian Birkeland und Samuel Eyde gewan­nen im wasserkraftreichen Norwegen mit einer weiteren, sehr viel Energie erfordernden Methode gleichfalls für Düngezwecke den sogenannten Norgesalpeter. Kurz vor Kriegsausbruch entwickelten schließlich Fritz Haber und Karl Bosch einen Prozess, um aus Luftstickstoff und Wasserstoff unter hohem Druck mit Hilfe von Katalysatoren Ammoniak zu erzeugen. Ersatzmittel in den Sammlungen des TMW Bereits vor Kriegsausbruch versuchte das Museum, Substitute für Chilesal­peter zu beschaffen. Um die Jahreswende 1913/14 wandte sich Johann Blaschczik, der Zentraldirektor der Zementfabrik in Königshof(Králův Dvůr, Böhmen), als Vermittler an das neu eingerichtete Wiener Verkaufsbüro für Norgesalpeter; es wurde vom norwegischen Konsul Thorleif von Paus geleitet. Dieser kündigte die Bereitstellung von Materialproben, Zeichnun­gen und Fotografien von Fabriken sowie von Patentschriften an. 2 Offenbar kamen diese Lieferungen aufgrund des Kriegsbeginns zunächst nicht zur Ausführung. Erst 1921 bestätigte das Museum die Übermittlung einer Probe von Norgesalpeter. 3 Der Ausbruch des Krieges behinderte die Sammeltätigkeit des im Auf­bau begriffenen Technischen Museums in hohem Maß. Die militärischen Auseinandersetzungen gaben aber auch Anlass, sich kriegsbedingten Neuerungen wie den Ersatzmitteln zuzuwenden. Das Museum bat mehre-