27spielsweise unter der Bezeichnung„Textilit“ die fehlende Jute. Im weiterenVerlauf des Krieges gewannen auch Spinnstoffe und Gewebe aus reinemPapier bzw. aus Holzzellulose größere Bedeutung. Darüber hinaus schlugenFachleute den vermehrten Anbau von Flachs und Hanf vor und experimentierten mit den Fasern von Brennnesseln und vielen anderen Pflanzen.Auch Leder stellte ein zunehmend knappes Material dar. Als wirksamesGerbmittel hatte sich seit der Jahrhundertwende zunehmend das tanninreiche Quebrachoholz aus Argentinien durchgesetzt. Es wurde durcheinheimische Gerbstoffe ersetzt, darunter Eichenknoppern, Eichen- undFichtenrinde. Das Wachs der brasilianischen Karnaubapalme hatte etwa fürSchuhpflegemittel Verwendung gefunden; als Ersatz diente nun Montanwachs aus Braunkohle. Aufgrund des Mangels an bestimmten Ledersortensah sich die Zivilbevölkerung zunehmend auf Schuhwerk aus Lederflicken,Holz, Filz oder aus Kunstharzen angewiesen. Die Ledertreibriemen fürTransmissionen zum Antrieb von Maschinen wurden durch Bänder ausDraht oder Papier ersetzt.Substituiert wurde ferner eine Reihe chemischer Substanzen. Das Glyzerin,ein wichtiger und vielseitig verwendbarer Bestandteil von Fetten, war besonders wichtig für die Herstellung von Sprengstoffen(Nitroglyzerin). SeineAbspaltung aus den Fetten verminderte aber unter anderem die Qualitätvon Nahrungsmitteln. Ersatzweise wurden kleinere Mengen Glyzerin durchbiologische Fermentierung als„Fermentol“ hergestellt. Seifen waren biszum Kriegsausbruch unter anderem mit Hilfe kolonialer Fettstoffe wie Palmkern- und Kokosöl erzeugt worden. Nun wurden sie mit Sand, Ton, Sodaoder Wasser gestreckt und büßten dadurch enorm an Qualität ein.Österreich-Ungarn besaß in Galizien große Erdöllagerstätten; sie warenallerdings durch den Kriegsverlauf gefährdet und zeitweise von russischenTruppen besetzt. Daher wurde das knappe Benzin unter anderem durchBenzol, Teeröl, Naphthalin, Spiritus und verschiedene Gemische ersetzt.Kautschuk war zuvor aus englischen und belgischen Kolonien ins Landgelangt. Er wurde mit Schwefel zu Gummi vulkanisiert. Für den alltäglichenGebrauch hatten Waren aus Gummi bereits seit Jahrzehnten erheblicheBedeutung erlangt; nun benötigte die Armee den Werkstoff für Autoreifen, Ballons und medizinische Artikel. Daher mussten viele Kraftwagenim Zivilverkehr ohne Gummibereifung verkehren, was die Straßen arg inMitleidenschaft zog. Als Kautschukersatz konnten lediglich mechanischaufbereitete Regenerate aus Altgummi gewonnen werden.