44Kohlemangel und KochkisteDer Krieg führte auch zu einem Engpass an Kohle, am Ende auch an Gasund Strom. Wie bei Lebensmitteln kam es auch bei der Kohle zu Rationierung und damit zur Ausgabe von Bezugsscheinen. Eine Möglichkeit zurEinsparung von Kohle und eine Erleichterung für Kleinverbraucher solltedie Verwendung von sparsamen Heiz- und Kochgeräten wie Kochbeutel,Kochkiste und Selbstkocher bringen.„Kocht mit Kochkiste!“ lautete eineder vielen Empfehlungen. Eine solche wärmehaltende Kochkiste sparteHeizmaterial, weil auf dem Herd nur noch erhitzt werden musste. Dieses System war schon länger bekannt, wurde aber in der Not des ErstenWeltkriegs weiter entwickelt. Durch die Zugabe von in oder auf dem Herderhitzten Schamotte-Steinen, sogenannten„Wärmesteinen“, konnte inder Kiste von unten und oben zusätzlich Wärme zugeführt werden. In denmetallenen Töpfen dazwischen sollte man auf diese Weise nicht nur fertiggaren, sondern auch braten und backen können.Ein Exemplar dieses neuen Typs, die„Olso“-Kochkiste, ein Produkt derFirma gleichen Namens, zeigte man in der Ersatzmittel-Ausstellung 1918im Wiener Prater. Sie wurde auch als„selbsttätiger Koch-, Brat- undBackapparat“ beworben, der vor„Kohlen- und Gas- Not“ bewahren sollte.Hausfrauen-Vereine wie die Rohö, die Reichsorganisation der HausfrauenÖsterreichs, boten Kurse zum Selbstbau von einfacheren Kochkisten undderen Benutzung an. Im Kriegskochbuch hieß es dazu:„Mit Heizmaterial ist möglichst zu sparen. Kochkisten, Kochbeutel undSelbstkocher sind zu beachten. Auch sollten Hausfrauen überall dort wodies möglich ist, mit dem rationeller als Kohlenfeuerung ausnützbarenGas kochen. Beim Kochen mit Gas ist der Gebrauch von Kochkisten oderSelbstkochern besonders lohnend, weil die stete Betriebsbereitschaft derGasfeuerung das Ankochen und auch das Fertigstellen der Speisen sehrerleichtert.[…]Das Wesen der Kochkiste, des Kochbeutels und des Selbstkochers beruhtauf dem Prinzip der schlechten Wärmeleiter. Das Hineinstellen von heißenGefäßen mit kochenden Speisen in eine mit Heu, Holzwolle, Sägespäneund dergleichen gefüllte Kiste, die dann fest geschlossen wird, hat die völlige Abschließung der Außentemperatur zur Folge. Da die Kistenfüllungaus schlechten Wärmeleitern besteht, die die Hitze nicht aufnehmen, wirddie Hitze möglichst lange erhalten und sie genügt, um die Speisen garwerden zu lassen.[...]