43 dringend empfohlen. 10 So entwarf die Autorin die unterschiedlichsten Ge­richte von der Vorspeise bis zur Nachspeise auf der Basis von Tierblut. Ein weiteres Mittel zur Propagierung der durch den Krieg notwendig ge ­wordenen Umstellung der Nahrungsbeschaffung war die Ersatzmittel­Ausstellung im Wiener Prater. Sie übernahm 1918 mit einer Exposition unter dem TitelErnährung und Haushalt die Aufgabe, der Bevölkerung die Wege zu weisen, um über die so schwere Zeit hinwegzukommen. 11 Die Journalistin Klara Mautner kritisierte diese Ausstellung in der Arbeiter­Zeitung allerdings harsch: Die Ersatzmittelausstellung im Prater, kosend ‚Ema genannt, ist das Kind der Not und des guten Humors, der sich nicht unterkriegen lassen will.[] Die ‚erste Abteilung war für uns als richtige Kriegshausfrauen selbstver ­ständlich die Nahrungs- und Futtermittelabteilung. Wir studierten mit Emsigkeit die hübsch zusammengestellten Pilze, die sich im Schaukasten so harmlos und bescheiden darboten, als ob das Kilogramm von dieser Ware in trockenem Zustand nicht 80 Kronen kosten würde. Die ‚Kartoffelecke ist mit besonderer Liebe eingerichtet. Da gibt es duftige ‚Kartoffelflocken, getrocknete Scheiben, geriebene, gemahlene, zerstampfte, gedörrte Kar ­toffeln, und die Hausfrau erfährt mit Entzücken und Rührung, was sich alles aus diesem wertvollen Nahrungsmittel herstellen läßt, das sie nicht besitzt. Übrigens grüßen einen von allen Seiten gute Bekannte. Da leuchtet Salatfix stech-gelb aus einer Vitrine, Omeletine und Eierol, Kakaoschale, Zitronin und alle die anderen Freunde der bedrängten Köchin lächeln ihr vertraut entgegen.[...] Zu dem belehrenden Kochvortrag kommen wir zu spät. Daß ich das sonderlich bedaure, könnte ich nicht behaupten. Wir haben in den letzten vier Jahren so viel theoretisch gekocht, daß wir fast das praktische Kochen darüber verlernt haben, und der Mehlspeisen ohne Mehl, Fett, Ei und Zucker sind wir alle schon einigermaßen müde geworden. Sie schme­cken im besten Fall nach gebratener Luft und eingebrannten Illusionen. Überdies wird einem sicherlich in diesen Vorträgen nur erzählt, wie vortreff ­lich die Speisen munden, aber auf Kostproben muß verzichtet werden. Mag nun davon mit Rücksicht auf den Mangel an Material abgesehen worden sein, Eßausstellungen wenden sich ja stets an den falschen Sinn, so ist hingegen schwer zu begreifen, warum man es unterläßt, das Gebiet der Nahrungsmittelfälschung auch nur zu streifen. Auch Ersatzmittel können ja bekanntlich verfälscht werden[...], ja sie können sogar mit schädlichen Stoffen versetzt werden. Eine Ausstellung, die schließlich nicht nur der Pro ­paganda, sondern auch der Belehrung des Publikums dienen soll, hätte in diesem Punkte ruhig etwas weniger Diskretion üben können. 12