47 Krieges die Kartoffeltrocknung gefördert. In getrockneter Form war das Lebensmittel leichter zu transportieren und dauerhaft haltbar. Die Gemein ­de Wien richtete 1916 eine Trocknungsanlage im ehemaligen Schöpfwerk im Stadtteil Breitensee ein. Die Maschinen stammten von der Berliner Trocknungsanlagen Gesellschaft m.b.H.(TAG). Der Betrieb konnte 1916 jedoch noch nicht aufgenommen werden, da die Ernte zu gering ausgefal ­len war. 16 Zur gleichen Zeit erfolgte die Einrichtung des Technischen Museums für Gewerbe und Industrie, in dem auch eine Abteilung für Bodenkultur in Planung war. Im Gremium der Fachkonsulenten der Abteilung entschied man sich 1916 bei der Wahl der Themen unter anderem auch für die Präsentation der Kartoffeltrocknung. Ludwig Erhard, der Direktor des Museums, wandte sich deshalb an das Stadtbauamt und ersuchte um eine Empfehlung an einen Erzeuger von Trocknungsanlagen. Es wurde ein Kontakt zur Trocknungsanlagen-Gesellschaft hergestellt. 17 In einem Schreiben an die Museumsdirektion stellte das Unternehmen ein Modell einer Kartoffel-Trocknungsanlage in Aussicht. Durch verschiedene kriegs­bedingte Schwierigkeiten verzögerte sich die Lieferung um zwei Jahre, bis zum August 1918. Der Stellvertreter der Berliner Gesellschaft in Wien, Otto Reinle, ein Ausschussmitglied der SchauErnährung und Haushalt in der Ersatzmittel-Ausstellung, behielt sich jedoch vor, das zugesagte Modell vorher noch dort zu zeigen. Er bot zusätzlich an,Typ-Muster von Trockenkartoffeln in Gläsern für die Ausstellung im Museum zur Verfügung zu stellen. 18 Der Katalog der Ersatzmittel-Ausstellung verzeichnete unter der Rubrik Kriegswirtschaftsverband der Kartoffeltrocknungsindustrie folgende Exponate aus Kartoffeln: Flocken, Walzmehl, Walzgrieß, Schnitzel, Schnitzel ­mehl, Schnitzelgrieß, Scheiben(rohe, gedämpfte, geschälte und ungeschälte), Stifte, Abfälle(Kleie) und dazu noch das Modell einer Kartoffeltrocknungs ­anlage. Alle Exponate gelangten noch vor Kriegsende ins Technische Museum. Da Nahrungsmittel aus diesem Zeitraum nur selten erhalten sind, kommt diesen Objekten heute eine besondere Bedeutung zu.