Wolfgang Pensold Ausnahmsverfügungen für den Kriegsfall 51 Bei dem im Folgenden beschriebenen Objekt handelt es sich um ein Handbuch mit dem Titel Orientierungsbehelf über Ausnahmsverfügungen für den Kriegsfall für die im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder. 1912 in der Hof- und Staatsdruckerei gedruckt, kam das geheime Handbuch rechtzeitig für den Ausbruch des Ersten Weltkrieges heraus. Es regelte die Übergabe politischer Befugnisse an militärische Befehlshaber, die Handhabung des Pass- und Meldewesens, den Besitz von Waffen, Munition und Sprengmitteln, die Gerichtsbarkeit, den Eisenbahn- und Schiffsverkehr. Vor allem aber regelte es die Zensur der gesellschaftlichen Kommunikation – die Zensurierung der Druckschriftenproduktion sowie des Post-, Telegrafen- und Telefonbetriebs –, die im Zentrum der folgenden Betrachtungen steht. Nach dem Ende des Weltkrieges überdauerte der wertlos gewordene Orientierungsbehelf Jahrzehnte in der Amtsbibliothek der Post- und Telegrafenverwaltung und gelangte von dort letztendlich ins Technische Museum. Gegen die Ausstreuung falscher Nachrichten Am 28. Juni 1914 erlagen der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Gattin in der bosnisch-herzegowinischen Landeshauptstadt Sarajevo einem Schussattentat. Der Attentäter, ein junger bosnischer Serbe namens Gavrilo Princip, lieferte damit Kaiser Franz Josef den willkommenen Anlass für einen Krieg gegen Serbien. Bereits seit Jahren traf man in Wien Kriegsvorbereitungen. Für den Mobilisierungsfall war die Verhängung eines Ausnahmezustands vorgesehen. Entsprechende Ausnahmeverfügungen sollten die militärische Geheimhaltung gewährleisten, Spionage unterbinden und gleich auch jeglichen Widerstand im Inland unterdrücken. 1 Im Orientierungsbehelf hieß es dazu grundsätzlich: 1 IlluSsietrgieerstpenropaganda in den
Dokument
Unter dem Losungsworte Krieg und Technik : das Technische Museum
Wien und der Erste Weltkrieg ; [Sammelband] / Caroline Haas, Mirko Herzog, Christian Klösch, Helmut Lackner, Otmar Moritsch, Wolfgang Pensold, Franz Rendl, Christian Stadelmann, Hubert Weitensfelder
Seite
51
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten