52 „Der Behelf verfolgt den Zweck, alle Militär- und Landwehrterritorialkommandos, ferner die Kommandos fester Plätze, die Landeschefs, die Finanzlandesbehörden, die Post- und Telegraphendirektionen und die Landesgendarmeriekommandos der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder darüber zu orientieren, welche Ausnahmsverfügungen für das genannte Staatsgebiet im Kriegsfalle oder bei unmittelbar drohender Kriegsgefahr erlassen werden sollen und welche Aufgaben den erwähnten Kommandos und Behörden bei der Vorbereitung und Durchführung dieser Ausnahmsverfügungen zufallen.“ 2 Am 25. Juli 1914, also drei Tage vor der Kriegserklärung ÖsterreichUngarns an Serbien, informierte das Innenministerium die Landeschefs darüber, dass die Verhängung des Ausnahmezustands eine ungehinderte Durchführung der militärischen Aktionen sicherzustellen habe. Dahingehend seien„alle bedenklichen Störungen der Ruhe und Ordnung zu unterdrücken und insbesondere auch alle Kundgebungen sowie Unternehmungen unbedingt zu verhindern“, die sich„gegen den Staat, die Wehrmacht oder die militärischen Maßnahmen“ richteten. Die Ausnahmeverfügungen sollten nötigenfalls in„rücksichtsloser Weise“ durchgesetzt werden. 3 Im Gebäude des Kriegsministeriums am Wiener Stubenring wurde das so genannte Kriegsüberwachungsamt als zentrale militärische Behörde eingerichtet. Geleitet von Feldmarschallleutnant Leopold Schleyer Edlem von Pontemalghera, setzte es sich aus Vertretern des Generalstabs und Beamten diverser Ministerien zusammen. Es sollte die Umsetzung der in Kraft tretenden Ausnahmeverfügungen überwachen und war befugt, „allen im Staatsgebiete mit der Durchführung betrauten militärischen und staatlichen Behörden, also auch den Postdirektionen sowie den Post- und Telegraphenämtern“ Weisungen zu erteilen. Im Gegenzug hatten die Behörden und Ämter verdächtige Wahrnehmungen,„die auf feindliche Absichten der Bevölkerung oder einzelner Personen“ schließen ließen, an das Kriegsüberwachungsamt zu melden. Als besonders verdächtig galten Personen, die„einen gegenüber den sonstigen Verhältnissen auffallend regen“ Post-, Telegrafen- oder Telefonverkehr betrieben. 4 Dahingehend wurde auch die Bevölkerung direkt aufgefordert, wachsam zu sein und verdächtige Beobachtungen zu melden. Am 3. August druckte die amtliche Wiener Zeitung nachstehende Erklärung ab: „Nach zuverlässigen Nachrichten hält sich in unserer Monarchie eine große Zahl subversiver Elemente auf, die die öffentliche und staatliche Sicherheit im höchsten Grade gefährden. Es ergeht darum die allgemeine
Dokument
Unter dem Losungsworte Krieg und Technik : das Technische Museum
Wien und der Erste Weltkrieg ; [Sammelband] / Caroline Haas, Mirko Herzog, Christian Klösch, Helmut Lackner, Otmar Moritsch, Wolfgang Pensold, Franz Rendl, Christian Stadelmann, Hubert Weitensfelder
Seite
52
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten