Mirko Herzog 63 Diensthöflich übersendet? Kriegsutensilien für das Postmuseum In der bruchstückhaft überlieferten Geschichte des Wiener Post- und Telegraphenmuseums(1891–1992) bilden die Jahre des Ersten Weltkriegs keine Ausnahme. 1 Bei Kriegsausbruch im Juli 1914 war das k.k. Postmu­seum erst zu Jahresbeginn aus dem alten Standort im Prater ins Tech­nische Museum übersiedelt mit der Aufstellung seiner Sammlungen in den neuen Räumlichkeiten beschäftigt. Während der Zufluss an Neu ­zugängen für Archiv und Bibliothek Landkarten, Bilder, Bücher und Urkunden nicht abriss, geriet die Einrichtung der Schausäle bald ins Stocken. Zum einen machten sich die ersten Auswirkungen des Krieges auf Personal- und Materialressourcen bemerkbar, zum anderen erwies sich die reservierte Belegfläche als zu klein für die Fülle an Apparaten und Anlagen aus der Telegrafie, Telefonie und Rohrpost. An Räume für eine Bibliothek oder ein Archiv war vorläufig gar nicht zu denken. Ob die Museumsverantwortlichen in dieser Situation die Absicht hegten, Mementos der scheinbar angebrochenenGroßen Zeit aus dem Bereich der Feldpost zu sammeln, ist nicht bekannt. Im Gegensatz zum deutschen Reichspostmuseum in Berlin, das sonst stets als Vorbild diente, hatte man im kleinen Wiener Pendant nur wenige Exponate zu Post und Militär verstreut ausgestellt. 2 Ein systematischer Erwerb von Objekten der Institution Feldpost, wie im Fall des Berliner Reichspost ­museums, 3 ist aus der einzig verfügbaren Quelle zu diesem Thema nicht herauszulesen. Bei der Quelle handelt es sich um das Inventarverzeichnis A II, angelegt im Jahr 1892 und geführt bis 1938. Auf 16 Seiten im Folioformat bildet sich die Sammlungsaktivität des Postmuseums von Juli 1914 bis November 1918 in etwa so ab: Rund 200 Eintragungen listen 400 unterschiedlichste Gegenstände auf, überwiegend Archivgut aus der Zeit des 18. und 19. Jahrhunderts. Von den 400 Neuzugängen beträgt der Anteil kriegsbe ­1 W EPHoRstShCoHrnILiDn ,EWiseienn,, 1917