Caroline Haas Mit Pauken und Trompeten Musik im Krieg 99 Musikalische Vorahnungen des Krieges Bei Weltkriegsausbruch im Sommer 1914 deklarierte sich ein guter Teil der intellektuellen Elite bildende Künstler, Schriftsteller, Komponisten für den Krieg. Die reinigende Kraft des Krieges wurde positiv und als Chance für eine Veränderung zum Besseren gesehen. Alma Mahler beschrieb anlässlich eines Zusammentreffens mit Anton Webern im August 1914 die Verfasstheit des Komponisten mitWebern voll Wuth, dass er noch nicht im Krieg ist er brennt darauf. Und weiter im selben Brief an Arnold Schönberg:Aber glauben Sie mir, es muss nach dem Krieg schöner werden. Das viele Unechte[] wird weggewaschen sein und deutsch zu sein wird wieder etwas edles, ehrendes sein. 1 Schönberg beklagte seine Untauglichkeit:Man darf heute nur Soldat sein und ich bin nur über eines ganz unglücklich: dass ich dazu nicht ausreiche[] diese Zeit, so herrlich und groß sie in einer Hinsicht ist, zwingt mich in eine Rolle, die ich nur schwer ertragen kann. Wie groß meine Sehnsucht ist, mich in Reih und Glied zu stellen und wirkliche Kämpfe mit tausend anderen zusammen zu leisten, gegen die meine Kämpfe, die ich allein geführt habe, ein Kinder­spiel sind das kann ich Ihnen nicht sagen. Bei einer zweiten Musterung wurde Schönberg dann doch zugeteilt und diente mit Unterbrechungen bis 1917 in unterschiedlichen Funktionen. 2 Man wollte im Krieg die Chance einer Revitalisierung der Gesellschaft sehen. Esoterisch angehauchte Geister wie der russische Komponist Alexander Skrjabin sahen angelehnt an Nietzsches Zarathustra im Krieg eine positiveDurchschüttelung der Massen, die diese dann aufnahme­bereit fürfeinere Vibrationen mache. 3 Die positive Einstellung zum Krieg in den Kreisen von Intellektuellen und Künstlern war weniger ein patrioti­sches Bekenntnis als der Ausdruck einer grundlegenden antibürgerlichen Haltung. Man versprach sich von einem Krieg die Zerstörung der alten 1 beNaorbteenitheet fftümr KitlaMviielirt,ä1rm91u4s–ik1,918