108KEINVERÖFFENTLICHUNGSRECHT10Feldmesseschen Unterstützung aller Beteiligten. Wie im Frieden dienten religiöseZeremonien der Beruhigung, dem Trost, stärkten den Glauben an dasGute und an einen Sinn des erlebten Leids, ermöglichten den Soldatenein Bitten um Erlösung und Vergebung.Der Wiener Harmoniumfabrikant Teofil Kotykiewicz, dessen Nachlass sichim Archiv des Technischen Museums befindet, verzeichnete in den Kriegsjahren zwar schwächere, aber stabile Absatzzahlen seiner Instrumente. Erverkaufte in den Vorkriegsjahren durchschnittlich 200 bis 250 Instrumentepro Jahr. In den Kriegsjahren 1914 bis 1918 lieferte die Firma laut Speditionsbuch insgesamt 745 Harmonien aus, also im Schnitt 149 pro Jahr.9Erst1919 sackte der Absatz nochmal ab, auf 105 expedierte Harmonien.Zu Hause war neben der Sorge um die an der Front kämpfenden Männerund die eigene ungewisse Zukunft der Alltag zu bewältigen. Musik botAblenkung sowie Unterhaltung und machte es leichter, die Realität desKrieges für kurze Zeit zu verdrängen und am„normalen“ Leben festzuhalten. Vor der Verbreitung des Radios und dem für den Durchschnittsbürgerviel zu teuren Grammophon kam die Musik entweder vom Live-Musikeroder von selbstspielenden Musikautomaten, die Notenrollen,-scheibenoder-walzen abspielen konnten.Die noch junge Tonträgerindustrie reagierte bei Kriegsausbruch schnellauf die äußeren Umstände und Erfordernisse. Komponisten, Texter und