50 Bereits mit 13 Jahren wollte Ada Lovelace einen dampfbetriebenen Flugapparat entwickeln. Geschult in wissenschaftlichem Denken, ging sie sehr systematisch an die Entwicklung heran und widmete sich intensiv einschlägiger Fachliteratur. Über die tatsächliche Umsetzung ist allerdings nichts bekannt. Da sich ihre Mutter nie von der Angst, Ada könne doch den Pfad der Wissenschaften verlassen, befreien konnte, organisierte sie Bildungsreisen und Ablenkungen. Ein strikt einzuhaltender Tagesablauf sollte der Tochter zusätzlich Halt geben. Jeder aufkeimende Funke„Byron´scher Romantik“ wurde mit Disziplinierungsmaßnahmen unterbunden. Ada konterte diese mit langwierigen Krankheiten physischer und psychischer Natur. Zur Schmerzlinderung diente„Godfrey’s Cordial“, ein Sirup aus Laudanum und Morphium, der damals in allen gesellschaftlichen Kreisen als„Medizin“ eingesetzt wurde. Das viktorianische England nahm gegenüber Frauenbildung eine sehr konservative Haltung ein. Die sogenannten weiblichen Tugenden, wie Moral, Rechtschaffenheit oder Keuschheit, wurden hochgehalten, galt doch Königin Victoria als Inkarnation derselben. Ein Studium war männlichen Adeligen vorbehalten, Frauen hingegen war der Besuch von Universitäten, Bibliotheken oder Akademien zumeist untersagt. Erst 17 Jahre nach Ada Lovelaces Tod wurde auf Initiative von Emily Davies, Lady Henrietta Stanley of Alderley und Barbara Bodichon 1869 das erste Frauencollege in England gegründet, das Girton College in Cambridge. Trotz dieses Vorbilds ließen nicht alle Professoren Frauen an ihren Vorlesungen teilnehmen. Bildung konnten Frauen der oberen Schichten im häuslichen Umfeld, in Salons oder auf Soireen erwerben, wo oftmals innovative Technologien einem interessierten männlichen wie weiblichen Publikum vorgestellt wurden. In diesem Rahmen setzten auch Wegbegleiterinnen Adas immer wieder neue Impulse, u. a. die Astronomin Caroline Herschel und Harriet Martineau, Journalistin und Verfasserin von Ökonomie-Lehrbüchern. Auch eine enge Freundin der Familie, Mary Somerville(1780–1872), nahm die siebzehnjährige Ada zu einer dieser„Bildungs“-Veranstaltungen mit. Adas Mutter und Mary Somerville teilten ihre Vorlieben für Naturwissenschaft und Mathematik. Mary Somerville war eine schottische Astronomin und Mathematikerin, die durch die Übersetzung der„Mechanik der Himmelskörper“ von Pierre-Simon Laplace zu Ruhm gelangte. Sie galt als eine begnadete Wissenschaftsvermittlerin, die es verstand, komplexe naturwissenschaftliche Inhalte und Theorien anderen zugänglich zu machen. Sie faszinierte damit auch Ada.
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Wäre Ada ein Mann ... : Frauen in Technik, Naturwissenschaften und
Medien : / Gabriele Fröschl, Barbara Hafok, Beatrix Hain, Johannes Kapeller, Renée Winter
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