61Die monatelange Arbeit zeigte Erfolg: So konnten sie aus dem Ausgangsprodukt Pechblende schließlich zwei radioaktive Elemente isolieren.Eines davon wurde nach Maries Heimat benannt:„Polonium“. Am 18.Juli 1898 veröffentlichten sie ihre Forschungsergebnisse. Die Entdeckungdes zweiten Elements,„Radium“ genannt, fand am 26. Dezember 1898im Sitzungsprotokoll der Akademie der Wissenschaften Erwähnung. Nungalt es, diese Elemente auch darzustellen. Dafür bedurfte es Tonnen vonPechblende. Im Bergwerk von Joachimsthal, im nordwestlichen Böhmengelegen und im Besitz der österreichischen Regierung, wurde Pechblendegefördert. Das daraus gewonnene Uran wurde in der Glas- und Keramikindustrie verwendet, der Rest der Pechblende war radioaktiver Abfall, derfür die Forschung geeignet und billig zu erstehen war. Lediglich der Transport nach Paris war zu bezahlen. Für die Forschungstätigkeiten stand nurein Schuppen der Schule für Physik in der Rue Lhomond zur Verfügung,doch„in diesem Schuppen verlebten wir unsere schönsten und glücklichsten, weil ausschließlich der Arbeit gewidmeten Jahre. Manchmal mussteich eine brodelnde Masse den ganzen Tag über mit einer Eisenstange, diefast so groß war wie ich selbst, umrühren und war abends dann natürlichvollkommen erschöpft und todmüde.“8Die mühsame und gefährlicheArbeit wurde arbeitsteilig erledigt: Marie übernahm den Part der Chemie,Pierre die physikalischen Messungen.1902 gelang es Marie Curie endlich ein Dezigramm reinen Radiums darzustellen und sein Atomgewicht – 225 – zu berechnen. Von diesem erstengewonnenen Zehntelgramm trennte sie sich nie. Denn darin stecktenAusdauer, Zielstrebigkeit, Anstrengung und Schweiß – symbolische Werte,verewigt in einem kleinen chemischen Element. Diese Probe vermachtesie später ihrem Laboratorium. Pierre und Marie empfanden diese als einKind ihrer wissenschaftlichen Ehe.„Es leuchtet selbst“9, ehrfurchtsvollstanden sie im Dunkeln vor ihrer Probe reinen Radiums. Vier Jahre intensiver, hartnäckiger Arbeit lagen hinter ihnen. Ihre Forschungsergebnisseüber radioaktive Stoffe stellten sie im Jahr 1900 auf einem physikalischenKongress vor; sie stießen auf enormes Interesse in der Fachwelt.Mit dem Thema der Phosphoreszenz hatte sich bereits ab 1891 der Physiker Henri Becquerel beschäftigt und eine neue Art von Strahlung entdeckt, die vom Element Uran ausging. Er nannte sie„Uranstrahlung“. DieUrsachen waren unbekannt. 1903 erhielt Becquerel dafür gemeinsam mitMarie und Pierre Curie den Nobelpreis für Physik. Von 1910 bis 1985 wurdedie Anzahl der radioaktiven Zerfälle eines Stoffes pro Zeiteinheit in„Curie“gemessen, danach in„Becquerel“.