81 fungsflügen vorgenommen worden waren. DieFliegerkameraden hatten Benzin abgelassen und verrußte Zündkerzen eingesetzt 6 , ein Sabotage­akt, dessen Folgen nicht absehbar gewesen wären. Ebenso schwierig war es, eine Flugschule oder einen Fluglehrer zu finden. Auch während der Ausbildung wurden die Frauengemobbt:Melli Beese fiel auf, dass sie immer als Letzte an die Reihe kam, wenn Schulflüge eingeteilt wurden. 7 Trotz alledem bestand Melli Beese als erste Deutsche am 13. September 1911 ihre Flugprüfung. International legten in dieser Zeit einige Frauen ihre Flugprüfung ab. So begründete Hilda Hewlett 1910 die erste Flug ­schule in England. Die Französin Élise Deroche ging 1910 als erste Pilotin überhaupt in die Fluggeschichte ein. Mit dem Pilotenschein war es den Frauen erlaubt, an Flugwettbewerben teilzunehmen. Es war die Zeit der Rekorde: höher, schneller, weiter. Fast täglich wurden neue Rekorde aufgestellt. Da die aktive Beteiligung von Frauen international zunahm, wurden besondere Preise vergeben, wie der Femina-Pokal, gestiftet vom Verleger Pierre Lafitte 8 , oder derPreis der Passagierin. Diesen gewann 1910 die Französin Jane Herveu auf dem von Leblanc gesteuerten Blèriot-Eindecker mit einer Distanz von 105,6 Kilo ­metern in einer Stunde und 23 Minuten. Wenige Monate später erwarb Herveu selbst den Pilotenschein und stellte einen neuen Weltrekord für Frauen auf. In zwei Stunden und 41 Minuten legte sie mit dem Blèriot­Eindecker 248 Kilometer mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 92,42 km/h zurück. War Herveu nun der Femina-Pokal sicher? Nein, denn Stunden später startete die Belgierin Hélène Dutrieu in einem Farman und legte in zwei Stunden und 58 Minuten die Distanz von 254,13 Kilometern zurück. So gewann die Konkurrentin 1910 und ein zweites Mal 1911 die begehrte Trophäe. Nun stand jedenfalls auch für Lilly Steinschneider der Himmel offen. Sie nahm jede Herausforderung an, sich in Wettbewerben mit anderen Him ­melsstürmern zu messen. Frauen konnten zwar offiziell an internationalen Luftfahrtwettbewerben teilnehmen, doch drohten anfänglich Pilotenkolle­gen mit Boykott, wenn Frauen an den Start gingen. Lilly Steinschneider nahm im Juni 1913 an der Zweiten Internationalen Flugwoche in Wien-Aspern gemeinsam mit Jeanne Pallier, die für Frank­reich startete, teil. Zwei Monate später gewann sie in Pest/Ungarn trotz Bruchlandung in der Geschwindigkeitsdisziplin und wurde Zweite im Dauerfliegen.