107materiell und persönlich unabhängiges Leben führen – sowohl allein als auchin einer Partnerschaft. Hegemoniale Machtverhältnisse, in denen Männer dasSagen haben bzw. zu haben glauben, sind mir ein Gräuel.Gab es Vorbilder und/oder MentorInnen für diesen Berufswunsch?Nein, ich kann mich an kein Vorbild erinnern, wenn wir eine Person darunterverstehen, zu der wir hochschauen und der wir nacheifern. Wiewohl micheinige Politikerinnen, die ich im Zuge meiner Diplomarbeit„Frauen in derSpitzenpolitik“(2001 – Sie merken schon, ich bin nicht nur zum Fliegenerst in leicht fortgeschrittenem Alter gekommen, sondern auch zur Universität) persönlich kennenlernte, mit ihrer Kraft und ihrem sicheren Auftretensehr beeindruckten. Ich glaube, da habe ich mir doch ein klein wenig abgeschaut. Meinen beruflichen Weg haben sie nicht beeinflusst. Ich wollteeinfach das tun, was ich kann und was mir Freude bereitet.Mentorinnenwaren und sind für mich einige Frauen, die mir auf meinem Lebenswegbegegnet sind, die meine Arbeit völlig unvoreingenommen und neidlosgelobt und wertgeschätzt haben. Positives Feedback ist für mich Motivations- und Energiekick. Ich lebe auch in einer Partnerschaft auf Augenhöhemit meinem Mann, der meine Ambitionen unterstützt und mich ebenfallsanspornt. Er ist in gewisser Weise auch ein Mentor.Haben Sie einen Tipp für Frauen auf dem Weg der Karriereleiter?Ich kann Frauen raten: Entscheiden Sie sich für einen Beruf, den Sie vonHerzen gern ergreifen würden. Um beruflich voranzukommen, braucht esdauerhafte Begeisterung für die gewählte Tätigkeit. Sie ist die Grundvoraussetzung für die Bereitschaft ständig dazu zu lernen und sich weiter zu entwickeln. Es ist wichtig, immer up to date, sattelfest und am Ball zu sein, geradefür Frauen, und dies auch mutig und selbstbewusst zu kommunizieren. EineBerufswahl, die begeistert, ist die beste Voraussetzung, Dropouts aufgrundvon Familiengründung zu vermeiden. Wer den Job liebt, wird alles tun, umihn nicht aufgeben zu müssen. Dazu gehört die uneingeschränkte Miteinbeziehung des Partners in Haushalts- und Betreuungsagenden ebenso wiedie Nutzung aller Netzwerke und Unterstützungsangebote. Zudem mussfestgehalten werden: Kinder sind in externen Betreuungseinrichtungen sehrgut aufgehoben und die allermeisten lieben es, mit(annähernd) Gleichaltrigen gemeinsam fürs Leben zu lernen! Außerdem: Trauen Sie sich alles zuund nehmen Sie Herausforderungen an!„Erfolgreich“ scheitern oder wie wir es schaffen, aus unseren Fehlern zulernen? Verraten Sie uns ein persönliches Beispiel zur Motivation?Ich wollte als junge Frau nach der Matura Ärztin werden. Aus finanziel-