121 Wenn auch eine deutlich geringere Anzahl an Konvoluten die Basis für diese Statistik darstellt und die einem öffentlichen Archiv übergebenen Bestände nicht unbedingt den gesamten Bereich der medialen Praktiken mit Video abdecken(man denke zum Beispiel an als zu privat empfunde­nes Material), zeigt sich doch eine gewisse Tendenz: Mit dem Übergang zu Video verschiebt sich die Geschlechterverteilung in der nichtprofessionel­len Produktion bewegter Bilder. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die bestehenden Amateur ­filmvereine, wie zum Beispiel der 1927 gegründete Klub der Kinoamateure Österreichs, die Videotechnik nicht nur weiterhin männlich codiert insze­nieren, es zeigt sich auch eine von großen Teilen geteilte Skepsis gegen­über der neuen Technologie. 3 Video als emanzipatorisches Medium? Was von eingesessenen Amateurfilmvereinen misstrauisch beäugt wurde, war gleichzeitig willkommene Projektionsfläche für progressiven Medien­gebrauch. Bereits 1978 fanden sich in Wien Videogruppen imVerein Medienwerkstatt zusammen. Video versprach für alternative und linke Medienarbeit auch Chancen der Demokratisierung, der selbstbestimmten Berichterstattung und der Schaffung vonGegenöffentlichkeiten. Dieses Potenzial der Videotechnologie trotz ihres dominanten Einsatzes zu Über­wachungszwecken betonte auch der britische Medienwissenschaftler John Fiske. Denn:Eine neue Technologie bestimmt nicht aus sich selbst her­aus, dass sie oder wie sie verwendet wird. 4 Video habe, so Fiskewider­sprüchliche Gebrauchsweisen 5 :Es ist sowohl ein Instrument der Kom ­munikation als auch eines der Überwachung. Es kann vom Machtblock genutzt werden, um das Kommen und Gehen der Leute zu kontrollieren, aber genauso gut können die Kameras um 180 soziale Grad gedreht wer­den, um zu zeigen, was der Machtblock mit den Menschen macht. 6 Eine Basis für die Aufladung von Video mit der Vorstellung eines eman ­zipatorischen Mediengestaltens stellte seine Neuheit und die daraus folgende Unbesetztheit der Aufnahmetechnologie dar. So meint die Videoaktivistin der Medienwerkstatt, Gerda Lampalzer, 1984 im Interview in derStimme der Frau: Es ist eigentlich so, daß viele Frauen mit Video arbeiten. Und auch in den Workshops sind fast immer mehr Frauen als Männer. Der Frauenworkshop