DOI 10.60531/INSIGHTOUT.2024.2.14| QUIRINA, HOLFELD: HIDDEN IN STRUCTURE_ INSIGHTOUT 2(2024) 105 Denn der Körper und die Emotionen beeinflussen die gegebenen Infrastrukturen. Erst durch die Interaktion von Körper und Emotion mit Infrastrukturen werden diese zu Mitspielern der Gesellschaft. Abb. 8: Ausstellungsansicht im Technischen Museum, © Technisches Museum Wien Zuletzt haben wir uns gefragt, wie das textile Mapping im Technischen Museum Wien präsentiert werden kann, während es sich zeitgleich den klassischen Ausstellungsmustern entzieht. Dafür wurde es über das Geländer im ersten Stock der großen Halle gehängt. Das Wort„infra“ leitet sich aus dem Lateinischen ab und bedeutet„unter“. Infrastruktur ist ein Begriff, der sich im englischsprachigen Raum in intellektuellen Kreisen im Zeitalter der Industrialisierung etabliert hat. 10 Das Wort begreift materielle, personelle und institutionelle Strukturen, die für die Entwicklung des Kapitalismus maßgeblich sind. Daher ist es für uns Workshopleiterinnen* wichtig, auf versteckte Infrastrukturen aufmerksam zu machen, um somit ein mögliches Gegenmodell dazu zu entwickeln, indem die Infrastrukturen infrage gestellt werden und der Schwerpunkt auf Gemeinsamkeit, Zusammensein, Emotionen und Gefühle gelegt wird. So wie es The Care Collective in deren Care Manifesto manifestiert:„Es bedeutet, dass Formen eines echten kollektiven und gemeinschaftlichen Lebens zurückgewonnen werden müssen, dass Alternativen zu den kapitalistischen Märkten geschaffen werden müssen und dass die Infrastrukturen für die Wiederherstellung und Care-Arbeit der Gesellschaft umgestaltet werden müssen.“ 11 Das gemeinsame Begehen und Wahrnehmen der Strukturen des Museums hat uns dazu gebracht, immer wieder Orte zu kontextualisieren. Uns zu fragen, für wen der Raum ausgerichtet ist, ob unterschiedliche Bedürfnisse in einem Raum gedeckt werden können und ob das die Aufgabe eines Museums ist. All diese und weitere Fragen sind infrastrukturelle Fragen. Denn sie erlauben es, den Raum aus mehreren Perspektiven wahrzunehmen. Nur in der ständigen Rekontextualisierung und in gemeinsamen Gesprächen können wir einen Common Ground finden. Mit dieser Sammlung von Überlegungen und Beispielen möchten wir langfristig auf vermeintlich unsichtbare Infrastrukturen aufmerksam machen und mit dem Workshopformat einen Anstoß bieten, aus einer weiteren Perspektive auf gegebene Infrastrukturen zu blicken. 10 G. Gutheil-Knopp-Kirchwald:„Infrastruktur – Ein Begriff in Wandel der Zeiten“, in: TU Wien(Hg.): Kleine Etymologie des Begriffs “Infrastruktur“ . Wien 2012, S. 3-5. 11 The care collective:„The politics of independence“, in: The Care Manifesto . 2020, https://www.versobooks.com/products/2625-thecare-manifesto(25.7.2024).